Recycling Deluxe: Aus alt wird neu
Bei der Gestaltung und Einrichtung der eigenen vier Wände legen immer mehr Menschen Wert auf Nachhaltigkeit. Der Kreislaufwirtschaft wird damit allmählich die Tür geöffnet.
Alte Holzbalken, Ziegel, Fliesen, Türen, Stein- oder Holzböden hatten schon in der Vergangenheit ihre Anhänger. Während sich die einen mit handgearbeiteten Unikaten von industrieller Massenware abheben wollen, schätzen die anderen die Geschichte. Immer öfter wird mit der Nachhaltigkeit nun ein weiteres Argument genannt. Beim Recycling und Upcycling werden wertvolle Ressourcen nicht nur erhalten, sondern auch geschont.
Weitzer Parkett hat beispielsweise aus diesem Grund in Kooperation mit den Materialnomaden Mitte des Vorjahres das Produkt „Re-Parkett“ auf den Markt gebracht. „Altes Parkett ist so wertvoll, dass es sich lohnt, dieses vor der Entsorgung zu bewahren und – neu aufbereitet – wieder in den Wertekreislauf zurückzuführen“, heißt es dazu bei Weitzer Parkett.
Dazu komme, dass 70 Quadratmeter Parkett eine Tonne Co2 binden. Konkret bauen die Materialnomaden alte Parkettböden, denen die Entsorgung droht, ab und liefern sie zu Weitzer Parkett. Dort werden die massiven Parkettbretter, die bis zu 200 Jahre auf dem Buckel haben, händisch aufbereitet. Das heißt, sie werden ein wenig abgeschliffen, auch die Kanten werden geschärft.
Außerdem erhalten die Bretter, meist handelt es sich um Eiche, eine neues Profil an den Seiten sowie eine neue Nut-Feder-Verbindung. Danach werden sie an Liebhaber von Baustoffen mit Geschichte verkauft.
Recycling: Ein Zweites Leben
Strasser Steine, in Oberösterreich ansässiger Spezialist für Küchen-Arbeitsplatten aus Naturstein, schenkt diesen ebenfalls ein zweites Leben. Mit „Re-Stoning“ hat das Unternehmen dazu das weltweit erste Kreislaufsystem für Küchenarbeitsplatten aus Naturstein entwickelt.
Endkunden können somit beim Kauf einer neuen Strasser Steine-Arbeitsplatte ihre alten Natursteinarbeitsplatten, vorerst allerdings nur in Österreich und Deutschland, über den Händler zurückgeben und einem Recyclingprozess zuführen. Darüber hinaus werden Abschnitte aus der Produktion wiederverwertet. Die Materialien werden nach Farbe sortiert, zerkleinert und in Kombination mit Recyclingmaterial für die Produktion von neuen Küchenarbeitsplatten, die im Sommer 2022 unter dem Namen „Alpinova“ auf dem Markt gebracht wurden, verwendet.
Auch Küchenfronten sind seit kurzem auf dem Markt. Rund 2.000 dieser Recycling Arbeitsplatten, die zu 40 Prozent aus zerkleinertem Naturstein, zu 50 Prozent aus Recyclingmaterial und zu zehn Prozent aus hochwertigem Bindemittel bestehen, wurden seither bestellt. „Allein dadurch wurden rund 180 Kubikmeter weniger Stein abgebaut und transportiert werden, als dies bei klassischen Natursteinarbeitsplatten der Fall gewesen wäre“, sagt Geschäftsführer Johannes Artmayr, der darauf hinweist, dass die Arbeitsplatten alle Anforderungen erfüllen würden: Sie seien sowohl pflegeleicht, als auch hygienisch, weitgehend kratz- und schnittfest und hitzebeständig.
Nachhaltigkeit bei Designern
Auch Designer sind bereits auf den Zug aufgesprungen und recyceln oder upcyceln Möbel und andere Einrichtungsgegenstände. So werden beispielsweise alte Türen zu Tischplatten oder eine Badewanne zu einem Schrank oder einem Regal.
Das Hamburger Produktdesign Label Lockengelöt verwandelt beispielsweise alte Ölfässer in Hausbars, Couchtische oder Schränke. Der niederländische Designer Piet Hein EEK hingegen verwendet für diese unter anderem ausgediente Fensterrahmen. Somit wird eines immer offensichtlicher: Recycling im Bereich des Einrichtens wird zunehmend vom Nischenprodukt zum interessanten Markt.
Einen Schritt weiter geht, wer sich von Beginn an um die Nachhaltigkeit seines Zuhauses kümmert. Hier erfahren Sie alles was Sie über Nachhaltige Gebäude wissen müssen.
Fotos: Strasser Steine bzw. Lockengelöt
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