Im idyllischen Speckgürtel vor den Toren Wiens, wo die Hektik der Stadt in die sanfte Ruhe der Vorstadt übergeht, liegt das Zuhause von Paul Grassel. Für seine Familie hat der Geschäftsführer von IG Immobilien hier ein modernes Refugium geschaffen, das auch Geschichten erzählt – und dabei nichts dem Zufall überlassen.
Saftig grüne Pflanzen wuchern in einem Konstrukt im Garten, zu dem unsereins heutzutage Hochbeet sagen würde. „Es ist aber ein alter Sautrog“, nennt es Paul Grassel beim Wort, während er von seiner Terrasse aus ins Grüne blickt. Rund 600 Quadratmeter ist das Grundstück groß, das selbstentworfene Haus verfügt über 220 Quadratmeter Wohnfläche und eine Doppelgarage, die de facto keine mehr ist, weil zum Hobbyraum der beiden Kinder umfunktioniert.
Paul Grassel, ein Stadtmensch am Land
Was für viele ein Lebenstraum sein mag, war es für Grassel anfangs nicht. Der Entschluss, unter die Bauherren zu gehen, kam jedenfalls nicht über Nacht – auch wenn er die Basis, sprich: das Grundstück, von seinen Großeltern bekommen hat. „Nachdem meine Großmutter verstorben war, habe ich lange überlegt, was ich damit anfangen soll“, sagt Grassel. „Ich bin ebenfalls ein großer Fan von Großstädten und habe es genossen, auf kleinem Raum in Wien mitten in der Stadt zu leben.
Die Wende kam, als alte Freunde aus seiner Kindheit ihn dazu ermutigten, das Potenzial des Grundstücks zu erkennen. „Sie sagten, es sei eine einmalige Chance – zentrumsnah und doch ruhig gelegen. Aber ich habe lange gezögert, weil ich das Großstadtgefühl liebe. Die Aussicht über Wien, das Leben mitten im Geschehen – das fehlt hier.“ Und er weiß, wovon er spricht: Aufgewachsen im Speckgürtel zog Grassel während des Studiums erst in eine kleine Wohnung im ersten Bezirk („Mitten am Schwedenplatz“), nachdem er seine heutige Frau kennengelernt hatte in den 9., wo auch seine beiden Kinder die ersten Lebensjahre verbracht haben. „Prinzipiell“, sagt Grassel, „bin ich ein Stadtmensch. Aber der Anreiz, ein eigenes Haus nach eigenen Vorstellungen für die Familie zu bauen – der war dann schon sehr groß.“
Funktional und ästhetisch
Halbe Sachen kamen freilich auch nicht in Frage. Mit seiner Leidenschaft für Immobilien und Design entwickelte er bald konkrete Vorstellungen davon, wie sein Niedrigenergie-Haus aussehen sollte. „Ein Freund von mir ist Architekt, und wir haben während einer Segelregatta in Kroatien darüber philosophiert, wie man das Grundstück optimal nutzen könnte. Es ging um die Größe, die Ausrichtung und natürlich um die Besonderheit einer nordseitigen Nachbarwand, einer Feuermauer, die sich über eine Längsseite des Grundstücks erstreckt.“
Was als Idee begann, nahm schnell Gestalt an. Paul Grassel verbrachte viel Zeit in der Blauen Lagune, dem nahegelegenen Musterhauspark, und sammelte Inspiration für sein Projekt. „Ich wollte ein Haus, das funktional und ästhetisch ist. Es war mir wichtig, dass alles einen Sinn ergibt – keine unnötigen Spielereien, sondern praktisches Design.“ Gesagt, getan. Zu Beginn wurde jener Schuppen entfernt, der ursprünglich auf dem Grundstück stand, einige wenige Preziosen finden sich heute in Haus und Garten wieder – wie auch der Sautrog oder ein altes Geweih. „Der Schuppen stand damals genau an der nördlichen Wand, die nun das Rückgrat unseres Hauses bildet. Diese Wand schirmt uns, weil sie nach Norden zeigt, optimal von der Wetterseite ab.“ Grassels Refugium, das er seit 2017 bewohnt, ist somit optimal nach Osten, Süden und Westen ausgerichtet, wodurch es besonders lichtdurchflutet und gleichzeitig Heizenergie sparend ist. „Wir bekommen den ganzen Tag über Licht, und das Haus bleibt vor den kalten Nordwinden geschützt“, erklärt er.
Der technische Mittelweg
Auch Technologie spielt eine große Rolle. „Ich bin ein Technikfan, und das Haus ist mit moderner Haussteuerung ausgestattet“, sagt Grassel stolz. „Die Beschattung wird je nach Sonneneinstrahlung automatisch gesteuert, und viele Dinge lassen sich bequem über eine App bedienen.“ Wobei weniger oft mehr ist, wie er heute weiß und lacht: „Zu viele Schalter und Spielereien können auch verwirren. Wir kämpfen heute noch mit den vielen Lichtschaltern im Haus.“
Ein besonderes Highlight des Hauses ist auch ein großer Kamin, den Grassel sofort im Plan hatte „Er hat eine Speicherfunktion und kann im Notfall das gesamte Haus beheizen – unabhängig von der Zentralheizung und Strom. In Zeiten von Unsicherheiten ist das ein beruhigendes Gefühl.“
„Man muss Kompromisse eingehen“
Das zweistöckige Architekten-Haus selbst ist in Holz-Massivbauweise errichtet – eine bewusste Entscheidung für mehr Nachhaltigkeit. „Ich wollte etwas Naturverbundenes, etwas, das nicht nur optisch, sondern auch ökologisch Sinn macht. Die Holzbauweise sorgt für eine warme Atmosphäre, selbst im tiefsten Winter.“ Trotzdem mussten da und dort auch Kompromisse eingegangen werden, da ist Grassel ehrlich. „Geplant“, so der Eigentümer, „war eine Dachterrasse, weil ich wie gesagt ja diesen Fernblick so liebe. Und ein Pool. Aber auch wenn ich den Vorteil hatte, dass ich das Grundstück geerbt habe, musste ich bei Dachterrasse und Pool einen Kompromiss eingehen.“ Sei’s drum. Was noch nicht ist, kann ja irgendwann noch werden. Genauso wie der ursprünglich geplante Wellnessbereich, der heute als Spielwiese für die Kinder und den Hund dient. Und das ist gut so.
Fotos: Sybille Sierlinger
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