Warum der Modulbau boomt
Rasches und effizientes Bauen ist gefragt. In diese Kerbe schlägt die Vorfertigung von Bauteilen, ja sogar ganzen Raumsystemen.
Der Modulbau setzt sich immer mehr durch: Ein- und Mehrfamilienhäuser, Bürogebäude, Schulen, Krankenhäuser und viele andere Gebäude werden zunehmend in der umgangssprachlich auch Fertighausbau genannten Bauweise errichtet. Dabei werden Bauteile in einer Produktionsstätte vorgefertigt, zur Baustelle geliefert, wo die Montage erfolgt. „Damit wird der Bau deutlich effizienter und rascher“, sagt Bernhard Platter, Prokurist der „Obenauf Generalunternehmung“, die Dachbodenausbauten nur in Modulbauweise ausführt. Wird beispielsweise ein Dachboden in dieser Bauweise ausgebaut, stehe die Hülle – also Dach, Decke und Schrägdach, aber auch Stiegen – binnen zwei bis vier Wochen. Damit sei man um zehn bis 15 Prozent rascher als mit der herkömmlichen Bauweise. Neun bis zwölf Monate dauert es nach Angaben des Österreichischen Fertighausverbandes im Durchschnitt, bis ein Fertighaus steht.
Durchgetakteter Zeitplan
Dass der Wohntraum so rasch realisiert werden kann, liegt einerseits im hohen Vorfertigungsgrad in der Fabrik. Dort werden die Bauteile nicht nur witterungsunabhängig, sondern höchst effizient produziert. Dabei können die Teile sogar mit Dämmung, Wasser- und Elektroinstallationen versehen werden. „Andrerseits kann aber auch auf der Baustelle selbst gearbeitet werden“, so Platter. Demnach können beim Bau neuer Gebäude beispielsweise in der Zwischenzeit Bodenplatten oder Keller errichtet werden, während beim Dachbodenausbau das alte Dach abgedeckt wird. „Dadurch, dass beides parallel passiert, reduziert sich die Zeit, in der das Gebäude ohne Dach steht – und somit auch das Risiko für einen möglichen Wassereintritt im Zuge eines Starkregens“, sagt Platter. Zusätzlich fällt bei aus Holz gefertigten Modulen die Baufeuchte, die bei der Verwendung von Zement und Beton entsteht, weg.
Effizientere Montage
Durch die Vorfertigung in der Fertigteilfabrik wird weiters der Einsatz der Fachkräfte auf der Baustelle selbst optimiert. „Man weiß ja genau, wann welcher Bauteil geliefert wird“, so Platter. Danach würden sich die Montage sowie der Einsatz der zum Innenausbau benötigten Gewerke orientieren. Das sei ganz besonders bei Projekten, die in einem eng begrenzten Zeitraum errichtet werden müssen, wichtig. Etwa beim Ausbau von Schulen, für den in der Regel nur die Sommerferien zur Verfügung stehen.
Hohe Qualität
Die Vorfertigung sei darüber hinaus ein wichtiger Aspekt der Qualitätssicherung: „Auf der Baustelle kann nicht so millimeter- und passgenau gearbeitet werden wie in den Produktionsstätten“, weiß Platter. Das steigert aber nicht nur die Qualität, sondern trägt zum besseren Umgang mit Ressourcen bei, da weniger Material im Abfall landet. Werden die Fertigteile aus Holz errichtet, kommt noch ein weiterer Pluspunkt dazu, nämlich die Nachhaltigkeit dieses natürlichen Baustoffs. Apropos Nachhaltigkeit: Auch die Zahl der An- und Abfahrten zur Baustelle kann durch die Modulbauweise reduziert werden.
Drei Arten von Modulbau
Grundsätzlich können beim Modulbau drei Varianten unterschieden werden: Neben der Skelettbauweise, bei der eben ein Skelett aus Holz, Stahl oder Stahlbetonrahmen mit vorgefertigten Wand-, Boden- und Deckenplatten ergänzt wird, sind dies die Großtafel- und Containerbauweise. Bei ersterer werden die vorproduzierten Boden- und Wandplatten in einer Art Baustellenpuzzle montiert, bei zweiterer wird das Gebäude komplett im Werk produziert und geliefert, man denke an die so genannten Tiny Houses.
Kürzere Bauzeit, geringere Kosten durch Modulbau
„Die kürzere Bauzeit kommt natürlich den Bauherren zugute“, sagt Platter. Denn diese würde in der Regel geringere Baukosten bedeuten. Etwa dadurch, dass unvorhergesehene, oft zeitraubende und kostensteigernde Komplikationen im Baustellenalltag großteils vermieden werden können.
Modulbau erfordert exakte Planung
Die Modulbauweise erlaubt zwar bei der gestalterischen Planung die von den Bauherren gewünschte Flexibilität. „Aber aufgrund der Vorfertigung sind spätere Änderungen kaum durchführbar. Das heißt, man muss wissen, welche Haustechnik benötigt wird und wo die Schächte dafür verlaufen sollen, bevor die Produktion beginnt. Das erfordert ein gewerksübergreifendes Denken und eine integrale Planung“, so Platter.
Herausforderung Logistik
Unter Umständen kann aber auch die Baustellenlogistik zur Herausforderung werden: Etwa dann, wenn Stromleitungen oder das Fehlen eines Innenhofs das Aufstellen eines Krans erschweren. Oder, wenn es gilt, große Bauteile von der Produktionsstätte zur Baustelle zu transportieren.
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