Grillen ohne Fleisch? Geht nicht nur, schmeckt sogar sensationell. Veganes Grillen erlebt seit einigen Jahren einen echten Boom – und das nicht nur unter Hardcore-Veganern. Die britische Kochbuchautorin Katy Beskow zeigt mit „Vegan vom Grill“, wie einfach, kreativ und aromatisch pflanzliches BBQ sein kann. Wir werfen einen Blick auf den Trend, seine Eigenheiten – und die Frage: Darf auf dem veganen Grill auch Fleisch liegen?
Vom Beilagen-Dasein zum Hauptdarsteller
Lange Zeit war Grillen für Veganer und Vegetarier ein eher beilagenlastiges Vergnügen: ein bisschen Mais, ein bisschen Brot, ein trauriger Salat. Doch seit etwa zehn Jahren ändert sich das Bild grundlegend – mit wachsendem Ernährungsbewusstsein, steigender Nachfrage nach pflanzlicher Küche und innovativen Rezepten für den Rost.
Der Trend hat sich spätestens seit 2020 spürbar beschleunigt. Immer mehr Menschen entdecken pflanzliches Grillen als vollwertige, gesunde und geschmacklich überraschend raffinierte Alternative. Nicht zuletzt, weil das Angebot an Rezeptideen, Marinaden und Grilltechniken stetig wächst – allen voran durch Autorinnen wie Katy Beskow, die seit über zehn Jahren vegan lebt und mit ihren Büchern die Szene geprägt hat.
Weniger Ersatz, mehr Gemüse – Beskows Philosophie
In „Vegan vom Grill“ verzichtet Katy Beskow bewusst auf künstliche Fleischersatzprodukte. Ihre Küche setzt auf natürliche Zutaten – viel frisches Gemüse, Obst, Kräuter und Gewürze. Der Grill wird dabei zur Bühne für Zucchini-Spieße mit Harissa, gegrillte Avocados mit Limetten-Dressing, marinierte Wassermelonen-Steaks oder gefüllte Pilze mit Knoblauch und Walnüssen.
Was ihre Rezepte besonders macht: Sie sind einfach gehalten, kommen mit wenigen Zutaten aus und zeigen, dass pflanzliches Grillen nicht kompliziert oder dogmatisch sein muss – sondern Spaß macht, inspiriert und richtig satt.
Was unterscheidet veganes vom klassischen Grillen?
Der größte Unterschied liegt im Umgang mit den Zutaten. Pflanzliche Lebensmittel sind oft hitzeempfindlicher und brauchen kürzere Garzeiten. Auch Marinaden verändern sich: Statt auf Öl-Fleisch-Gemisch setzt man auf frische Öle, Zitrussäfte, Sojasauce, Tahin, Ahornsirup oder selbstgemachte Pestos.
Dazu kommt: Beim veganen Grillen spielt die Vielfalt eine Hauptrolle. Von gegrillten Pfirsichen bis zu knusprigem Brot mit Dattel-Crème – erlaubt ist, was schmeckt. Es gibt keine klassischen „Cuts“, sondern kreative Kombinationen.
Ein weiterer Vorteil: Ohne Fleisch tropft weniger Fett auf die Glut – das Grillen wird schonender und oft rauchärmer.
Eine viel diskutierte Frage: Muss der Grill „rein“ sein?
Ob man Fleisch und vegane Zutaten auf demselben Grill zubereiten darf, ist eine Gewissens- und Geschmackssache. Strikte Veganerinnen und Veganer legen Wert darauf, dass der Grill oder zumindest der Rost gründlich gereinigt wird – nicht nur aus ethischen, sondern auch aus geschmacklichen Gründen. Fett- oder Eiweißrückstände von Fleisch können sich in Geschmack und Textur übertragen.
Ein Kompromiss: getrennte Grillzonen oder Grillplatten, die eine Berührung vermeiden. Auch kleine Grillschalen oder Grillmatten aus Silikon oder Edelstahl helfen, Kreuzkontamination zu vermeiden – ideal, wenn Fleischesser und Veganer gemeinsam grillen.
Allgemeine Tipps für veganes Grillvergnügen
• Vorbereitung ist alles: Gemüse und Obst marinieren, mit Öl bestreichen, ev. vorgaren
• Auf die Temperatur achten: Lieber mittlere Hitze statt direkter Flamme
• Dünsten auf dem Grill: In Alufolie, Backpapier oder Bananenblättern garen
• Knusper & Crunch: Brot, Nüsse, geröstete Kichererbsen oder Samen als Topping
• Grillspieße lieben Vielfalt: Kombiniere Farben, Texturen und Aromen
Wer sich einmal auf die pflanzliche Grillküche eingelassen hat, wird schnell feststellen: Hier geht es nicht um Verzicht, sondern um neue Genusswelten. Das Spiel mit Texturen, die Tiefe der Aromen und die Vielfalt der Zutaten machen veganes Grillen zu einem sinnlichen Erlebnis – ganz gleich, ob man Vollzeit-Veganer ist oder einfach Lust auf etwas Neues hat.
Und wie Katy Beskow zeigt, braucht es dafür keine High-End-Küche – nur einen Grill, frische Zutaten und ein bisschen Lust auf Veränderung. Wir stellen Ihnen vier Rezepte aus Ihrem Buch vor:
Aubergine mit Tamarinde
BARBECUE-GARTEMPERATUR: starke Hitze | FÜR 2 PERSONEN
Zutaten:
- 4 EL natives Olivenöl extra, plus mehr zum Beträufeln
- 3 EL Ahornsirup
- 2 TL Tamarindenpaste
- ½ TL Zimtpulver
- 1 Prise getrocknete Chiliflocken
- 2 Auberginen, längs halbiert (grünen Ansatz nicht beschädigen)
- Kerne von ½ Granatapfel
- 1 Handvoll glatte Petersilie, frisch geschnitten
Zubereitung:
- Olivenöl, Ahornsirup, Tamarindenpaste, Zimt und Chiliflocken in einer Schale verquirlen.
- Die Auberginenhälften auf eine Arbeitsfläche legen und das Fruchtfleisch kreuzförmig einritzen. Mit der Schnittseite nach unten in die Marinade tauchen und diese mit einem Backpinsel in die Spalten streichen. Dann die Haut ebenso damit bestreichen. Die Auberginen 10–15 Minuten auf einem Teller ziehen lassen. Überschüssige Marinade in der Schale belassen.
- Die Auberginen mit einer Grillzange auf den Rost legen (Hautseite nach unten) und 15 Minuten grillen. Anschließend das Fruchtfleisch erneut mit Marinade bestreichen, die Auberginen mit der Schnittseite nach unten auf den Rost legen und weitere 10 Minuten grillen, bis sie braun und butterzart sind.
- Vom Grill nehmen, auf einem Servierteller mit etwas Olivenöl beträufeln und mit Granatapfelkernen und Petersilie bestreuen.
Heißer Tipp:
Auberginen nehmen in kurzer Zeit viel Aroma und Feuchtigkeit auf. Deshalb müssen sie nicht länger als 15 Minuten marinieren.
Gegrillter Katsu-Burger mit Wasabi-Mayo
BARBECUE-GARTEMPERATUR: mittlere–starke Hitze | FÜR 2 PERSONEN
Für die Katsu-Sauce:
- 1 EL Sonnenblumenöl
- 1 Zwiebel, grob gehackt
- 1 Karotte, geschält und grob gewürfelt
- 2 cm Ingwer, geschält und grob gehackt
- 2 Knoblauchzehen, in Scheiben geschnitten
- 1 EL mildes Currypulver
- 400 ml Kokosmilch (aus der Dose)
- 2 TL Ahornsirup
- 2 TL Sojasauce
- 1 TL Speisestärke
Für die Wasabi-Mayo:
- 1 EL vegane Mayonnaise
- 1 TL Wasabi-Paste
Für die Burger:
- 6 EL Panko (japanisches Paniermehl)
- 280 g gepresster extrafester Tofu (siehe S. 20), trocken getupft, horizontal in 2 Scheiben geschnitten
- 1 EL Sonnenblumenöl
- 2 Hamburger-Brötchen mit Sesam (vegan)
- Pickles in Pink (siehe S. 125) zum Garnieren
Zubereitung:
- Für die Katsu-Sauce Öl in einer Pfanne auf dem Herd erhitzen, Zwiebel und Karotte zufügen und bei mittlerer Hitze 3–4 Minuten weich braten. Ingwer, Knoblauch und Currypulver zugeben und weitere 2 Minuten braten. Kokosmilch, Ahornsirup und Sojasauce zugießen und 15 Minuten garen.
- Im Standmixer zu einer glatten Sauce verarbeiten, dann wieder in die Pfanne gießen. Die Speisestärke mit 2 EL Wasser verquirlen, zur Sauce geben und bei mittlerer Hitze unter Rühren 10 Minuten köcheln lassen, bis die Sauce eindickt. In einer großen Schüssel beiseitestellen.
- Für die Wasabi-Mayo Mayonnaise und Wasabi-Paste in einer Schüssel verrühren und zur Seite stellen.
- Panko in einer Pfanne ohne Fett auf dem Herd 2–3 Minuten unter Rühren goldgelb rösten. Vom Herd nehmen und auf einem Teller beiseitestellen.
- Die Tofuscheiben mit Öl bestreichen. Auf den heißen Rost legen und 4–5 Minuten grillen. Dann wenden und von der anderen Seite goldbraun rösten.
- Die Scheiben vom Grill nehmen und in die Katsu-Sauce tauchen, sodass sie rundum bedeckt sind. Überschüssige Sauce abschütteln. Die Tofuscheiben anschließend im Panko wenden. Vorsichtig wieder auf den Rost legen und bis zu 30 Sekunden durcherhitzen.
- Die Brötchen einige Sekunden anrösten. Mit den Tofuscheiben belegen, mit Wasabi-Mayo verfeinern und mit Pickles in Pink garnieren.
Rauchige Paella mit Riesenbohnen und Oliven
BARBECUE-GARTEMPERATUR: starke Hitze | FÜR 4 PERSONEN
Zutaten:
- 1 Prise Safranfäden
- 800 ml heiße Gemüsebrühe
- 6 Mini-Paprikaschoten (verschiedene Farben)
- 1 Zucchini, in Scheiben geschnitten
- 2 EL natives Olivenöl extra
- 1 unbehandelte Zitrone, halbiert
- 1 Zwiebel, fein gehackt
- 3 Knoblauchzehen, zerdrückt
- 1 TL geräuchertes Paprikapulver
- 1 TL getrockneter Oregano
- 300 g Bomba-Paella-Reis
- 400 g Riesenbohnen (aus dem Glas oder der Dose), abgespült und abgetropft
- 8 entsteinte grüne Oliven, in Ringe geschnitten
- 1 Handvoll glatte Petersilie, frisch geschnitten
- 1 kleine Handvoll Dillspitzen, frisch geschnitten
- Meersalz
Zubereitung:
- Den Safran in einem Krug in die heiße Gemüsebrühe einrühren und durchziehen lassen.
- Paprikaschoten und Zucchini mit 1 EL Olivenöl in einer Schüssel vermengen. Das Gemüse mit den Zitronenhälften auf den heißen Rost legen und 2–3 Minuten von jeder Seite grillen, bis sich Röststreifen bilden. In einer Schüssel beiseitestellen.
- Restliches Olivenöl in eine schmiedeeiserne Paellapfanne (30 cm Ø) träufeln und die Pfanne auf den Grill stellen. Die Zwiebel ins heiße Öl geben und 5–7 Minuten anbraten, bis sie weich ist.
- Knoblauch, geräuchertes Paprikapulver und Oregano zugeben und unter häufigem Rühren weitere 3–5 Minuten braten, bis sich das Aroma entfaltet.
- Den Reis einrühren und einige Minuten gut unterheben. Dann die Hälfte der Safranbrühe zugießen. Die Pfanne mit Alufolie abdecken oder den Deckel des Grills auflegen. 15–20 Minuten grillen, bis der Großteil der Brühe aufgesogen ist. Übrige Brühe und Riesenbohnen zufügen und weitere 10 Minuten garen, bis die Brühe eingezogen ist.
- Das Gemüse darauf verteilen und die Zitronenhälften darüber auspressen. Mit Oliven, Petersilie und Dill garnieren. Mit 1 Prise Salz abschmecken, vom Grill nehmen und vor dem Verzehr 5–10 Minuten ziehen lassen.
Heißer Tipp:
Bereiten Sie alle Zutaten vor, bevor Sie mit dem Grillen beginnen. So können Sie die Paella unkompliziert draußen zusammenstellen und haben alles zur Hand.
Teriyaki-Tofu mit grünem Grillgemüse
BARBECUE-GARTEMPERATUR: mittlere Hitze | FÜR 4 PERSONEN
Zutaten:
- 100 ml Sojasauce
- 2 EL Rohrohrzucker
- 1 EL Ahornsirup
- 1 EL Mirin (siehe Tipp)
- 2 Knoblauchzehen, zerdrückt
- 1 cm Ingwer, geschält und gerieben
- 1 Prise getrocknete Chiliflocken
- 280 g gepresster extrafester Tofu (horizontal in 4 Scheiben geschnitten und trocken getupft)
- 12 Baby-Brokkoli-Röschen (auch Broccolini oder Bimi)
- 16 Zuckerschoten
- ¼ Kopf Wirsing, in 4 Spalten geschnitten
- ½ EL Sonnenblumenöl zum Bestreichen
- 1 TL Sesamsamen
Zubereitung:
- Sojasauce, Zucker, Ahornsirup, Mirin, Knoblauch, Ingwer und Chiliflocken in einem Topf bei mittlerer Temperatur 5–6 Minuten erhitzen, bis die Mischung köchelt. Dann vom Herd nehmen und einige Minuten abkühlen und eindicken lassen.
- Die Tofuscheiben jeweils auf einer Seite vorsichtig kreuzweise einritzen (so nimmt der Tofu die Marinade besser auf). Die Scheiben in eine tiefe Schale legen und mit der Teriyaki-Marinade übergießen. 1 Stunde durchziehen lassen und den Tofu mehrfach wenden.
- Brokkoli, Zuckerschoten und Wirsingspalten auf vier Metallspieße stecken (je 3 Brokkoliröschen, 4 Zuckerschoten und 1 Wirsingspalte). Mit etwas Sonnenblumenöl bestreichen.
- Überschüssige Marinade vom Tofu abschütteln, dann die Scheiben auf den heißen Rost legen. Von jeder Seite 4–5 Minuten grillen (wenden, sobald die gegrillte Seite fest ist).
- Die Spieße auf den heißen Rost legen und 4–5 Minuten unter häufigem Wenden grillen, bis das Gemüse weich und leicht angebräunt ist.
- Den Tofu vom Rost nehmen und auf Servierteller legen. Mit Sesamsamen bestreuen. Die Spieße vom Grill entfernen und das Gemüse vorsichtig von den Spießen auf die Teller schieben. Die Brokkoliröschen auf dem Teriyaki-Tofu platzieren.
Heißer Tipp:
Mirin ist ein süßer japanischer Reiswein, der ein wenig Säure ins Spiel bringt. Eine tolle Zutat, auch perfekt für Teriyaki-Sauce, Nudelsuppen und erfrischende Salatdressings.
Rezeptfotos und Buchcover: Luke Albert
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