Boiserie ist zurück – aber nicht, wie wir sie kennen. Die klassische Wandvertäfelung mit französischen Wurzeln wird heute nämlich neu interpretiert: in Form von 3D-Strukturen, modernen Materialien und überraschend vielseitigen Einsatzmöglichkeiten. Interior-Spezialistin Sofia Vrecar, Gründerin und Eigentümerin des Wiener Einrichtungs-Studios Daunenspiel über Wandgestaltung mit Tiefgang, die Wiederentdeckung historischer Formen und das charmante Spiel von Licht und Schatten.
Boiserie, das klingt nach Kronleuchtern, barocken Spiegeln und raumhohen Flügeltüren – und tatsächlich stammt der Begriff aus dem französischen Wort bois (Holz) und bezeichnet die kunstvolle Wandvertäfelung, wie sie ab dem 17. Jahrhundert vor allem in Palästen und Stadtresidenzen zu finden war. „In Wien sind uns diese Elemente bis heute in vielen Altbauten erhalten geblieben“, weiß Einrichtungs-Expertin Sofia Vrecar. „Jedoch sind sie oft nur noch Fragment – leider. Denn selbst die schönsten Stuckleisten wurden irgendwann überstrichen, entfernt oder schlichtweg ignoriert. Zu teuer, zu aufwendig. „Es fehlt oft die Bereitschaft, sich auf die Pflege oder die aufwendige Restaurierung solcher Elemente einzulassen“, so Vrecar.
Die Renaissance beginnt in 3D
Tot ist die Boiserie aber nicht, ganz im Gegenteil. Vrecar: „Was heute als Boiserie verstanden wird, hat mit geschnitzten Holzplatten oder stuckierten Rahmen nur noch bedingt zu tun. Der neue Trend heißt 3D-Boiserie – strukturierte Wandgestaltung, die mit Tiefe, Schattenwirkung und Lichtakzenten spielt. „Wir sprechen nicht mehr von klassischer Vertäfelung“, betont Sofia Vrecar, „sondern von modernen, geometrischen Oberflächen, die durch ihre Dreidimensionalität wirken.“
Das Material? Hochwertiger Duropolymer, also ein widerstandsfähiger Kunststoff, der sich schneiden, kleben, bemalen und sogar in Feuchträumen einsetzen lässt. Anders als Gips, der auch noch zum Einsatz kommt, aber seltener wurde, ist er leicht, robust und vielseitig. „Das wird einfach auf die Wand geklebt, mit Latexfarbe oder Wandfarbe übermalt – und fertig. In der Küche, im Bad, als Rückwand fürs Bett – das funktioniert überall.“
Die Wirkung hängt dabei nicht nur von der Form, sondern auch vom Licht ab. „3D-Boiserie lebt vom Spiel aus Licht und Schatten. Wir arbeiten oft mit indirekter LED-Beleuchtung, die hinter den Formen verläuft und so Tiefe erzeugt“, erklärt Vrecar. „Besonders spannend wird es, wenn man gezielt einzelne Wandflächen inszeniert – etwa hinter dem Bett, hinter einem Spiegel oder direkt am Kamin.“
Hohe Nachfrage nach Boiserie
Was früher elitär war, ist heute erschwinglich. Eine stilvolle 3D-Rückwand für das Bett, inklusive Material und Montage, liegt bei rund 2.000 bis 2.500 Euro. Dafür bekommt man nicht nur einen Blickfang, sondern ein echtes Stilstatement. „Ich habe aktuell kaum ein Projekt, wo nicht irgendwo eine 3D-Wand zum Einsatz kommt“, sagt Sofia Vrecar. „Das Material hat sich etabliert – bei Designaffinen genauso wie bei Leuten, die einfach eine besondere Atmosphäre schaffen möchten.“
Besonders beliebt sei die Gestaltung in kleinen Räumen mit wenig Möbeln, etwa Gäste-WCs, Badezimmer, Vorzimmer oder Flure. „Dort, wo klassische Dekoration an der Wand schnell verloren geht, sorgt 3D-Boiserie für Struktur – sie macht aus einem Durchgang einen Raum.“
Viel Stil für wenig Raum: das Spiel mit Fläche, Farbe und Licht
Was 3D-Boiserie so beliebt macht, ist ihre Wandlungsfähigkeit: Sie funktioniert monochrom in Weiß oder Beige genauso wie mutig in Dunkelblau, Moosgrün oder Terrakotta. Sie kann geometrisch sein, organisch, verspielt oder klar. „Ich hatte auch schon Projekte, bei denen wir die Rückwand des Betts in Form einer stilisierten Sonne mit Lichtinszenierung gestaltet haben“, erzählt Vrecar. „Das ist fast wie eine Skulptur an der Wand.“
Obwohl die Module aus Kunststoff bestehen, wirken sie hochwertig – vorausgesetzt, sie werden gut verarbeitet und farblich richtig inszeniert. „Es ist wie bei Tapeten: Nicht jedes Motiv funktioniert in jedem Raum. Man braucht ein gutes Auge für Proportion, Licht und Raumhöhe.“
Im Neubau – mit oft nur 2,60 Meter hohen Räumen – ist klassische Boiserie meist fehl am Platz. 3D-Paneele hingegen passen perfekt. „Sie brauchen keine opulente Höhe, sondern leben von der Fläche.“
Boiserie ist mehr als Trend: eine neue Haltung zur Raumgestaltung
Vrecar ist überzeugt: Die neue Lust an Struktur und Tiefe ist gekommen, um zu bleiben. „Wie Tapete ihr großes Comeback gefeiert hat, so entdecken wir jetzt auch die Wand neu. Räume sollen wieder Charakter bekommen, nicht nur glatt und funktional sein.“
Und: Es muss nicht immer das ganze Haus sein. Eine Wand reicht oft, um den Ton zu setzen – „wie ein gutes Bild“. Besonders stimmig wird’s, wenn Beleuchtung, Farbwahl und Materialität zusammenspielen. Dann wird aus einer einfachen Wandfläche ein echtes Statement – elegant, modern und mit einem Augenzwinkern in Richtung Geschichte.
Als kreativer Kopf mit ausgeprägter Liebe zu hochwertigen Materialien und Designs übersetzt Daunenspiel-Gründerin und Inneneinrichterin Sofia Vrecar gestalterische Möglichkeiten in passende Farben, Formen und Möbel. Als Gastgeberin im eigenen Showroom begeistert die geborene Niederösterreicherin mit 20 Jahren Berufserfahrung im Retail Management seit 2016 für Designermöbel, Lieblingsmarken & die Vorzüge bewussten Konsums.
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