Trinkwasser ist zu wertvoll für die Gießkanne: Gartenexperte Reinhard Kittenberger erklärt, warum die Regenwassernutzung ökologisch sinnvoll, ökonomisch klug – und langfristig unverzichtbar ist.
Es ist so etwas wie das Gold im Garten: Regenwasser ist gratis, überall verfügbar – und dennoch eine weitgehend unterschätzte Ressource. „Wir verschwenden bestes Trinkwasser für die Bewässerung unserer Beete. Das muss nicht sein“, sagt Reinhard Kittenberger, Gründer der Kittenberger Erlebnisgärten in Schiltern (NÖ). Was viele nicht bedenken: Jedes Mal, wenn man den Gartenschlauch an die Leitung anschließt, verursacht man nicht nur Trinkwasserverbrauch, sondern auch Stromkosten durch Pumpen, und Abwassergebühren – selbst wenn das Wasser längst in die Erde versickert ist.
„Regenwasser ist nicht nur ökologisch vernünftig, sondern auch ökonomisch vorausschauend“, so Kittenberger. Vor allem, weil es deutlich besser für Pflanzen ist als das oft hart kalkhaltige Leitungswasser. „Regenwasser ist weich, frei von chemischen Aufbereitungsrückständen und kommt der natürlichen Wasserversorgung der Pflanzen viel näher.“
Vom Tropfen zum Teich: Wie ein Regenwurm denkt
In seinen weitläufigen Erlebnisgärten, in denen Kittenberger pro Jahr an die 190.000 Besucher begrüßt, denkt Kittenberger längst in Kubikmetern. Über 60 Prozent der Dach- und Bodenflächen sind dort an ein Sammelsystem angeschlossen. „Wir leiten das Regenwasser nicht in den Bach oder Kanal – wir halten es zurück und können in Trockenperioden darauf zurückgreifen.“ In einem 5000 Kubikmeter großen Speicherbecken, das zweite befindet sich gerade in Bau.
„Nach einem ordentlichen Sommerregen ist das Becken voll – und wir können monatelang gießen, ohne einen Tropfen Leitungswasser zu verbrauchen“, erklärt Kittenberger. Gleichzeitig schont dieses System die öffentliche Kanalisation und reduziert die Gefahr von Überflutungen. Selbst an Starkregentagen läuft das Wasser nicht einfach ab, sondern wird über ein Retentionsbecken langsam zurückgehalten und kann versickern – ökologisch, klug und nachhaltig.
Auch im Kleinen möglich: Regentonne statt Tiefbau
Natürlich, nicht jeder hat einen Landschaftspark zur Verfügung. Aber auch im privaten Garten oder am Balkon lässt sich Regenwasser sinnvoll nutzen. „Eine simple Regentonne, angeschlossen an die Dachrinne, reicht schon“, so Kittenberger. Wer noch einen Schritt weitergehen will, installiert eine unterirdische Zisterne mit kleiner Pumpe und verbindet sie mit einem Tropfbewässerungssystem. „Damit können Sie Beete, Hochbeete, sogar den Rasen mit Regenwasser versorgen.“
Die ersten 3000 bis 5000 Liter lassen sich problemlos in kleinen Tanks sammeln – und reichen oft für Wochen. Ist das System einmal installiert, ist es pflegeleicht und kostengünstig. „Ein paar Hundert Euro für Einbau und Material – und dafür gießen Sie viele Jahre unabhängig von der Wasserrechnung.“
Trinkwasser sparen – ganz ohne Genehmigung
Ein oft unterschätzter Vorteil: Die Regenwassernutzung ist nicht genehmigungspflichtig. „Solange ich kein öffentliches Wasser entnehme, brauche ich keine Bewilligung.“ Damit wird Regenwassernutzung zu einer der wenigen Maßnahmen im Garten, die sich sowohl ökologisch als auch wirtschaftlich wirklich rechnen.
Was es braucht? Etwas Planung, ein Gefühl für Wasserwege – und den Willen, beim nächsten Umbau mitzugestalten. „Wer gerade ohnehin ein Beet neu anlegt oder den Garten umgestaltet, könnte gleich daran denken, eine Zisterne mit einzuplanen“, so der Experte.
Langlebig, robust, einfach clever
Einmal installiert, halten die Systeme jahrzehntelang. Die Teichfolie in Kittenbergers Anlagen etwa wurde nach 30 Jahren das erste Mal ersetzt – die neue wird „locker wieder 30 Jahre halten“. Lediglich reinigen müsse man gelegentlich. „Staub und Blütenpollen vom Dach lagern sich natürlich ab. Nach einigen Jahren sollte man sie einmal ausspritzen – das reicht völlig.“
Fazit: Regen ist keine Selbstverständlichkeit mehr. Die Sommer werden trockener, die Extreme nehmen zu – und gleichzeitig wachsen unsere Gärten, Terrassen und Grünräume. Wer jetzt auf Regenwasser setzt, schützt nicht nur die Umwelt und seinen Geldbeutel – er übernimmt auch Verantwortung.
Reinhard Kittenberger ist Gartenexperte, Unternehmer und Gründer der Kittenberger Erlebnisgärten in Schiltern, NÖ. Ebendort gestaltet er mit seinem Team naturnahe Gartenräume, die Kreativität, Handwerkskunst und ökologische Verantwortung vereinen. Mit Leidenschaft für Biodiversität, Nachhaltigkeit und die Schönheit des „Wohnraums Garten“ zählt er heute zu den bekanntesten Gartengestaltern des Landes.
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