Ist sitzen ungesund und warum wir uns mehr bewegen sollten?
Zu viel Sitzen macht nicht nur krank, es erhöht sogar das Sterberisiko. Nicht umsonst sprechen Experten von einer „Pandemie des Sitzens“ oder davon, dass dieses „das neue Rauchen“ ist. Nur wenige Minuten Bewegung am Tag können allerdings gegen steuern.
In der Arbeit, beim Essen, beim Fernsehen – rund 5,3 Stunden pro Tag verbringen die Österreicher gemäß einer Auswertung des Global Observatory for Physical Activity durchschnittlich sitzend. Damit erfüllen lediglich 47 Prozent der Erwachsenen, konkret 48 Prozent der Männer und 45 Prozent der Frauen, die ausdauerbezogenen Mindestempfehlungen für körperliche Aktivität.
Die Gesundheitsrisiken von langem Sitzen
Die Folgen sind fatal: Sie reichen von Rückenschmerzen über Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Typ-2-Diabetes bis Bluthochdruck. Auch das Risiko, an Depressionen oder Krebs zu erkranken, wird durch zu langes Sitzen erhöht.
Gleiches gilt für Demenz, wie eine aktuelle Studie der University of Southern California USC und der University of Arizona zeigt: Demnach ist die tägliche Gesamtzeit, die im Sitzen verbracht wird, ein bestimmender Faktor für die Alterung des Gehirns. Personen, die mehr als zehn Stunden pro Tag saßen, hatten ein um acht Prozent höheres Risiko, an Demenz zu erkranken.
Lag die Sitzdauer bei mehr als zwölf Stunden, stieg dieses Risiko um 63 Prozent und bei allen, die länger als 15 Stunden saßen, erhöhte es sich gar um 221 Prozent. „Wir waren überrascht, als wir feststellten, dass das Risiko, an Demenz zu erkranken, nach zehn Stunden sitzender Tätigkeit pro Tag rapide ansteigt“, so Studienautor Gene Alexander, Professor für Psychologie und Psychiatrie.
Und das unabhängig davon, wie die sitzende Tätigkeit zustande kam. Dies deute, so Alexander, darauf hin, dass der Zusammenhang zwischen sitzendem Verhalten und Demenzrisiko durch die Gesamtzeit der sitzenden Tätigkeit bestimmt wird.
Lebensgefährliches Sitzen
Zu viel Sitzen kann sogar potenziell lebensgefährlich sein, wie eine aktuelle Studie aus Skandinavien zeigt: Dafür wurden knapp 12.000 Menschen im Alter von mehr als 50 Jahren im Schnitt 5,2 Jahre lang beobachtet. Etwa die Hälfte der Probanden verbrachte mehr als 10,5 Stunden pro Tag sitzend. Dabei zeigte sich, dass diejenigen, die mehr als zwölf Stunden täglich sitzen, ein um 38 Prozent erhöhtes Sterberisiko aufwiesen. Forschern der MedUni Wien zufolge sind übrigens knapp acht Prozent aller Todesfälle in Österreich auf Mangel an körperlicher Aktivität zurückzuführen. Weltweit sind es neun Prozent.
Zumindest 20 Minuten Bewegung…
Die Studie zeigte darüber hinaus allerdings, dass dieses Risiko schon bei 20 bis 25 Minuten körperlicher Betätigung täglich abnahm. Dazu gehören zum Beispiel zügiges Gehen, Wandern und Radfahren, aber auch Hausarbeit. Das Sterberisiko wurde umso mehr verringert, je länger die Zeit der körperlichen Betätigung andauerte –unabhängig davon, wie viele Stunden am Tag sitzend verbracht wurden.
…oder elf Minuten Intensivtraining
Ähnliche Empfehlungen kommen von der Weltgesundheitsorganisation (WHO): Sie rät zu täglich mindestens 21 Minuten moderater oder elf Minuten intensiver Bewegung. Unter Erstere fällt Bewegung, bei der sich der Herzschlag leicht erhöht und man leicht ins Schwitzen kommt. Intensives Training hingegen ist, wenn man stark außer Atem und ins Schwitzen gerät.
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