Fassadenbegrünung kann mit vielen Vorteilen punkten: Unter anderem verbessern die Pflanzen Mikroklima sowie Luftqualität – und tragen als Wärmepuffer zu einem besseren Raumklima bei.
Der Sommer lässt bereits seine Muskeln spielen – und so manchem Städter graut schon vor drohenden Hitzetagen und ebensolchen Nächten. Eines der Rezepte, um die Überhitzung zu vermeiden, stellt die Begrünung dar. Dabei erweist sich nicht nur die Bepflanzung von Straßen und Plätzen als durchaus effektiv, sondern auch jene von Gebäuden. Denn die Pflanzen an Fassaden und Wänden stellen im Prinzip eine natürliche Klimaanlage dar: Sie verhindern im Sommer ein zu starkes Aufheizen des Gebäudes, da durch die Verdunstung kühlere und feuchtere Luft entsteht.
Untersuchungen zufolge heizen sich begrünte Gebäude um bis zu 80 Prozent weniger auf, als nicht begrünte. Davon profitieren nicht nur die Bewohner und Nutzer des Gebäudes, weiß Elisabeth Weiss-Tessbach von „GRÜNSTATTGRAU“, der ganzheitlichen Kompetenzstelle für Bauwerksbegrünung: „Begrünte Fassaden können die gefühlte Temperatur in der Nähe um bis zu 13 Grad senken.“ Dabei gilt: Je größer die Blattmasse, desto mehr wird die Umgebung abgekühlt. Auch im Winter können die Pflanzen und das Substrat übrigens Temperaturschwankungen abmildern und dazu beitragen, die Heizkosten zu senken.
Saubere Luft & mehr
Fassadenbegrünungen haben noch mehr Vorteile: Die Pflanzen reinigen die Luft, binden Schadstoffe, filtern Feinstaub, produzieren Sauerstoff und brechen Schallwellen. Darüber hinaus wird besonders bei Starkregen das Kanalsystem entlastet, da die Pflanzen einen Großteil des Regenwassers aufnehmen. „Und natürlich fördern sie die Biodiversität in den Städten, da Insekten und Vögel je nach Bepflanzung Nahrung und Unterschlupf oder gar beides finden“, erklärt Weiss-Tessbach. Skeptikern, die durch die Bepflanzung Schäden an Fassade und Wänden befürchten, nimmt sie auch gleich den Wind aus den Segeln: „Im Gegenteil, sie werden dadurch sogar vor Witterungseinflüssen geschützt“, so die Expertin. Vorausgesetzt, die Fassade sei zum Zeitpunkt der Begrünung intakt und diese werde entsprechend gepflegt.
Verschiedene Systeme zur Fassadenbegrünung
Drei Systeme stehen zur Verfügung, um mehr Grün an die Wände zu bringen, nämlich boden-, trog- und wandgebundene Systeme. Während Variante eins relativ einfach ist – die Pflanzen werden einfach in den Boden gesetzt – braucht es bei den beiden anderen entsprechende Vorrichtungen. Dazu gehört idealerweise gleich eine automatische Bewässerung und Düngung, um die Pflanzen lange am Leben zu halten. Aber auch die Wahl der für den jeweiligen Standort am besten geeigneten Pflanzen. Denn zu viel oder zu wenig Sonne beziehungsweise Licht, aber auch Wind können dem schönsten Grün den Garaus machen. „Natürlich sollte man auch Wuchshöhe und -breite und die Größe des benötigten Wurzelraums bedenken“, weiß Weiss-Tessbach. Gleiches gelte für Pflege und Wartung von Pflanzen und Systemen.
Durch den Bürokratiedschungel
Bevor man einfach drauf los pflanzt, sollte man sich natürlich auch mit den rechtlichen Gegebenheiten auseinandersetzen. „Die Mindeststandards zur Planung, Ausführung, Pflege und Kontrolle für Fassadenbegrünung sind übrigens in der ÖNORM L 1136 für Fassadenbegrünung zu finden“, sagt Weiss-Tessbach. Ein großes Thema dabei ist übrigens der Brandschutz. So muss auf alle Fälle das Übergreifen eines Brandes von einem Stockwerk auf das andere oder auf Nebengebäude verhindert werden. In Wien allerdings wurde mit der Novelle der Wiener Bauordnung zuletzt die Fassadenbegrünung erleichtert: Rankgerüste im Bereich der ersten drei Geschosse außerhalb von Schutzzonen sind nun gänzlich bewilligungsfrei, darüber hinaus muss die Begrünung angezeigt werden.
Alter Hut
Die Idee, Fassaden zu begrünen, gibt es nicht erst seit kurzem. Bereits 1982 hat Joseph Beuys, damals Professor an der Kunstakademie Düsseldorf, mit seinem Projekt „Stadtverwaldung statt Stadtverwaltung“ auf der documenta 7 in Kassel als soziale Plastik 7.000 Eichen pflanzen lassen. Der deutsche Architekt Gernot Minke beschäftigte sich in den 1980er Jahren schon mit „Häusern im grünen Pelz“ und der malaysische Architekt Ken Yeang wurde 1995 mit dem begrünten Solaris-Hochhaus in Singapur berühmt.
Alle Fotos: GRÜNSTATTGRAU
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