Mallorca ist, wenn man so will, der Musterschüler unter den spanischen Inseln: Seit 20 Jahren stabil populär, immer in Topform, aber durchaus anpassungsfähig. Kurzum – hier findet jeder Urlauber sein Glück. Ob er nun lediglich ausspannen, sich sportlich verausgaben oder sich kulinarisch verwöhnen lassen möchte. Jede Küstenregion besitzt ihren eigenen Charme, im Inneren der Insel laden uralte Klosteranlagen, verträumte Dörfer und historische Weingüter zu einem Besuch ein.
Grob lässt sich die Balearen-Insel in fünf unterschiedliche Regionen unterteilen. Da wäre der bergige Norden mit seinen traumhaften Wanderstrecken, der quirlige Westen mit der Hauptstadt Palma, der ruhigere Süden mit wundervollen Buchten, der vielfältige Osten, der von allem etwas bietet, und natürlich auch die Inselmitte, wo man in das echte, mallorquinische Leben eintauchen kann.
Kein Wunder, dass Mallorca auch bei all jenen, die einen sommerlichen Zweitwohnsitz suchen, ganz oben auf der Liste steht – und das beständig. Wir haben mit Peter Marschall (GF Marschall Immobilien) und Massimo Saccomanno (Senior Berater OTTO Immobilien) zwei ausgewiesene Mallorca-Experten gefragt, wie die Immobilienlage auf der Insel aktuell ist, wo die Hotspots liegen und wonach am meisten gesucht wird.
Seit über 20 Jahren ist Mallorca unter den Top 3 der beliebtesten Destinationen für Zweitsitze im Premium- und High-Class Segment. Was sind die Gründe für diese Stabilität und das kontinuierliche Wertwachstum?
Peter Marschall: Das fängt an mit einer abwechslungsreichen, wunderschönen Landschaft, geht weiter über eine erstklassige Infrastruktur, hochentwickelte Gastronomie, ein sehr gut ausgebautes Straßennetz, eine sehr gute Gesundheitsversorgung bis hin zu einem angenehmen mediterranen Klima. Dazu gibt es keine Sprachbarrieren, ein attraktives, wertstabiles Immobilienangebot mit hohen Qualitätsstandards, ganzjährig beste Erreichbarkeit aus ganz Europa (z.B. mehrere Flüge täglich von Wien). Außerdem bietet die Insel für jeden Geschmack etwas – vom Naturliebhaber bis zum Partytiger.
Massimo Saccomanno: Mallorca verspricht zum einen südeuropäischen Charme und Lebensstil mit all seinen Annehmlichkeiten, andererseits erfüllt die Insel die Vorstellungen und Ansprüche mitteleuropäischer, maximaler Qualitäts- und Wohnstandards. Mallorca ist eine kosmopolitische wie auch in seinen Grundeigenschaften vielfältige Destination, die so komplex in Europa kein zweites Mal zu finden ist. Hohes Sicherheit- und Serviceniveau, internationale Schulen und Kliniken, schnelle und ganzjährige Erreichbarkeit vor allem auch die eindrucksvolle Natur einer Hochseeinsel und das mediterrane Klima werden oft zitiert, sind aber nur wenige Highlights der einzigarten Baleareninsel.
Nach unserer Wahrnehmung hat Mallorca in den letzten zwei Jahren nochmals einen starken Schub in Sachen Nachfrage und Preisentwicklung erfahren – warum?
PM: Zur Zeit der Corona-Pandemie, als Reisen wieder möglich wurde, hat sich der Wunsch vieler Nordeuropäer nach einem Zweitwohnsitz sowie nach einem interessanten Investment verstärkt. Der Home-Office-Trend hat hier auch mithineingespielt und viele Menschen haben entdeckt, dass sie ihren beruflichen Tätigkeiten auch von ihrem Zweitwohnsitz in angenehmer Atmosphäre nachgehen können.
MS: Weil sich die Insel auch während der Pandemie als sicherer und angenehmer Wohnort bewiesen hat, weit weg von den gesellschaftlichen wie auch politischen Krisen Mittel- und Osteuropas. Mallorca hat sich zudem auch als sicherer Investitionsmarkt bewährt, wie die durchgängig positive Preisentwicklung der vergangenen 20 Jahre beweist.
Was hat sich in den letzten zehn Jahren am Markt verändert?
PM: Tendenziell ist die Qualität der Immobilien gestiegen, die Nachfrage ist größer geworden. Damit einhergehend sind die Preise deutlich gestiegen und „das Leben auf dem Land“, abseits der Strände, hat an Attraktivität gewonnen.
MS: Besucher und Immobilienkäufer sind deutlich internationaler. Mallorca wird inzwischen auch außerhalb Europas wahrgenommen, sehr geschätzt und nachgefragt. Internationale High Class Persönlichkeiten besuchen und beeinflussen den Markt und die Insel.
Welche sind aktuell die gefragtesten Gegenden?
PM: Der Südwesten von Mallorca mit guter Erreichbarkeit von Palma.
MS: Traditionell ist der Südwesten, immer wieder weitere aufstrebende Viertel der Hauptstadt ebenso. Je nach Vorstellung ist Mallorca aber seit Jahren schon inselweit gefragt und hat sich entsprechend entwickelt.
Gibt es Gegenden, die erst am Anfang ihrer immobilientechnischen Entwicklung stehen?
PM: Die Insel ist schon sehr stark entwickelt und es gibt aufgrund der restriktiven Baubestimmungen keine sehr großen Erweiterungsmöglichkeiten. Wie zuvor erwähnt, sind Lagen im Landesinneren immer mehr gefragt und somit entwickeln sich vormals unbekannte Dörfer zu interessanten Destinationen für Zweitwohnsitze.
MS: Vor wenigen Jahren konnte man noch am östlichen Ende der Bucht von Palma günstig in Grundstücke und Villen erster Küstenlinie investieren. Inzwischen handelt es sich nicht mehr um nur einen Geheimtipp.
Wohnung oder Finca – nach welchen Immobilien wird aktuell am meisten gesucht?
PM: In den Küstenregionen sind es eher Wohnungen, im Landesinneren Fincas.
MS: Villen mit und ohne Meerblick, Wohnungen, die klassische Finca, Stadtpaläste, das lässt sich so nicht verallgemeinern.
Wie gehen die Einheimischen mit ausländischen Käufern um? Werden Baustopps und eine weitere Verknappung des Angebots befürchtet?
PM: Hier gibt es zwei Strömungen: Einheimische, die nicht vom Tourismus leben, sind mit vielen Entwicklungen der letzten Jahre nicht sehr glücklich. Vor der Pandemie hat dies sogar zu feindseligen Aktionen in Mallorca geführt. Als zu Coronazeiten die Urlaubsgäste und Zweitwohnbesitzer ausblieben, wurde den meisten schlagartig bewusst, dass die Insel hauptsächlich vom Tourismus lebt. Alle Einheimischen, die im engeren oder weiteren Sinn vom Tourismus leben, sind eher urlauberfreundlich. Die derzeitige Regierung setzt viele Maßnahmen, um den Qualitätstourismus zu fördern, die Natur zu schützen und weitere Verbauungen und Hotelprojekte möglichst klein zu halten.
MS: Mallorca ist eine Insel, eine Verknappung besteht bereits aufgrund natürlicher Voraussetzungen. Die Einheimischen leben seit Jahrzenten in einem internationalen Umfeld und die jüngeren Generationen sind so aufgewachsen. Insofern respektiert wird, dass Mallorca eine spanische Insel ist, eine lokale Sprache hat und eine einheimische Bevölkerung mit seiner Kultur und Traditionen existiert, ist Mallorca ein sehr gastfreundlicher Ort. Aktuell wird allerdings auch diskutiert, den Erwerb durch ausländische Käufer einzuschränken – je nach Sichtweise möglicherweise zurecht.
Was gilt es zu beachten, wenn ich mir eine Ferienimmobilie auf Mallorca kaufen möchte?
PM: Die Frage, wie oft man die Immobilie nutzen wird, sollte man sich stellen. Bei der Auswahl sollte man sich ruhig ein wenig Zeit lassen und sich mehrere Objekte bzw. Destinationen ansehen und vergleichen (Infrastruktur, Erreichbarkeit, etc.). In den Küstenregionen wird überall deutsch gesprochen, in manchen Dörfern in der Inselmitte hingegen kaum. Ich empfehle jedem Käufer, Fachleute für rechtliche und technische Belange miteinzubeziehen. Vor allem sollte man genau prüfen, ob eine Baugenehmigung und Benützungsbewilligung vorliegt und aufrecht ist. Es gibt in Mallorca eine große Dichte an seriösen Maklern, denen man sich durchaus anvertrauen sollte.
MS: Absolut, man sollte mit Profis zusammenarbeiten.
Eigennutzung oder Weitervermietung – wie ist hier der Trend?
PM: Eine Kombination aus beidem. Sehr viele Käufer suchen eine Immobilie, die sie selber nutzen, aber auch vermieten können. Seit einiger Zeit ist eine Vermietung nur mit einer dementsprechenden Genehmigung gestattet.
MS: Der hochwertige Markt ist als Eigennutzung zu verstehen. Inzwischen wird auch mit dem Zweck einer Kombination aus Eigennutzung und Kurzzeitvermietung gearbeitet.
5 Orte, die man auf Mallorca gesehen haben muss?
PM: Valldemossa, die Altstadt von Palma mit der berühmten Kathedrale, der Naturstrand von Es Trenc, das Tramuntana Gebirge mit dem Dorf Deia, eine Fahrt mit der historischen Eisenbahn nach Soller und Port Soller.
MS: Fünf Orte sind bei weitem nicht ausreichend, um Mallorcas Vielfalt und Schönheit zu entdecken. Auf jeden Fall sollte man sich die lebhafte Inselhauptstadt Palma, das Tramuntana Gebirge und seine malerischen Dörfer, die Strände im Süden- und Nordosten der Insel, die Luxushäfen im Südwesten und die Weinanbaugebiete und Mandelplantagen im Inselinneren nicht entgehen lassen.
Auf Ibiza spielt bei der Projektentwicklung bereits seit vielen Jahren das Thema Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung mit Fokus auf heimische Baustoffe eine große Rolle. Wie sieht es bei diesem wichtigen Thema im Vergleich auf Mallorca aus?
PM: Der Trend geht bei neuen Hotelprojekten und Neubauten in die gleiche Richtung. Es gibt darüber hinaus viele Bemühungen, Mallorca in Richtung Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung und Renaturisierung zu entwickeln. Der Individualverkehr wird weitgehendst aus den Stadt- und Ortszentren verbannt, Strandrestaurants (zum Teil vor langer Zeit illegal errichtet) werden geschlossen und abgerissen. Die E-Mobilität wird stark gefördert. Vor einiger Zeit wurde gegen großen Widerstand eine Tourismusabgabe eingeführt, die überwiegend für Umweltinvestitionen verwendet wird, etc.
Die derzeitige Links/Grün-Regierung setzt hier sehr viele, aus meiner Sicht durchaus positive Akzente, allerdings stehen Wahlen an. Sollten die Konservativen wieder zurück in die Regierung kommen, könnte dies eine Trendwende bedeuten.
MS: Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung ist internationales Thema und wird entsprechend geschätzt.
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