Ein Weihnachtstisch ist immer auch eine kleine Erzählung: Die beginnt lange vor dem ersten Gang, wächst aus Vorfreude und Vorbereitung – und endet als Stimmung, die im Raum bleibt. Mag. Stephanie Lamezan-Salins, Geschäftsführerin der Wiener Traditionsmanufaktur „Augarten Porzellan“, beschreibt sehr schön, worum es dabei eigentlich geht: „Man sieht und fühlt sofort, ob dem Tisch Aufmerksamkeit geschenkt“ wurde.“ Genau diese Aufmerksamkeit ist der stille Luxus der Festtage. Sie macht aus Tellern, Gläsern und Zweigen eine Einladung, aus einer Tafel einen Ort der Begegnung.
Und sie nimmt den Druck, alles „perfekt“ abliefern zu müssen – denn, so Lamezan-Salins, der Gast spürt nicht den Perfektionismus, sondern die Mühe, den Gedanken und die Liebe, die „über den Tisch ausstrahlt“. Wer den Weihnachtstisch nicht als Pflicht, sondern als Gestus der Gastfreundschaft versteht, hat den eigentlichen Zauber von Weihnachten schon perfekt inszeniert, bevor die Kerzen brennen. Wie es funktioniert, zeigen wir Ihnen hier:
1) Früh anfangen und eine ruhige Inventur machen
Der Grundton eines gelungenen Abends ist Gelassenheit – und die entsteht nur, wenn man nicht alles auf die letzte Minute verschiebt. Stephanie Lamezan-Salins: „Man sollte rechtzeitig kontrollieren, ob die Basis stimmt.“ Sonst passiert genau das, was die meisten schon erlebt haben: Am 24. merkt man plötzlich, dass das Tischtuch einen Fleck oder gar ein Loch hat oder „dass der Teller, der letztes Jahr runtergefallen ist, nicht nachgekauft wurde.“ Deshalb unbedingt jetzt durchsehen, zählen, sortieren: Wie viele Gäste kommen, wie viele vollständige Gedecke gibt es, was gehört ergänzt? „Und wenn etwas fehlt, ist es kein Drama – Hauptsache, man merkt es früh genug, denn ein Service lässt sich, wie sie betont, unkompliziert ergänzen: Man könne „ganz einfach nachkaufen“. Diese kleine Vorarbeit spart am Festtag mehr Nerven als jedes Deko-Tutorial.
2) Farb- und Stilidee früh festlegen: festlich ja, aber nicht verkopft
Wenn die Grundausstattung steht, kommt der Teil, der dem Weihnachtstisch seine Persönlichkeit gibt: die Farb- und Stilwelt. In der Augarten-Praxis liebt man aktuell „wilde Mixe“, wie Stephanie Lamezan-Salins gesteht: „Der Tisch darf ruhig lebendig, bunt und ein bisschen mutig sein“, weil genau das Freude und Wärme erzeugt. Gleichzeitig sagt sie aber auch: Gerade zu Weihnachten funktionieren natürlich auch klare, einfarbige Töne wunderbar: ein sattes Rot oder ein tiefes Grün bringen Festlichkeit, ohne zu laut zu werden. Weiß ist zwar der Klassiker für eine feierliche Tafel, könne aber schnell etwas kühl wirken. Dann hilft ein gezielter Farbakzent, der zwischen Textilebene und Geschirr eine warme Brücke schlägt.

3) Mit Platztellern Tiefe schaffen
Das Geschirr entscheidet über die Eleganz des Weihnachtstischs – und über ihren Charakter. Lamezan-Salins betont die „richtige Auswahl“: Wer auf weißes Geschirr und weiße Tischwäsche setzen möchte, kann mit einem Trick Farbe ins Spiel bringen: und zwar mit einem Platzteller. Er schafft eine Zwischenebene zwischen Textil und Speiseteller, bringt Farbe, Struktur und Feierlichkeit auf den Weihnachtstisch. „Bei Augarten“, so die Expertin, „verwenden wir sie gerne, weil sie eine Tafel im Handumdrehen festlich machen.“ Außerdem bleibt der Platzteller den ganzen Abend liegen – eine stille Bühne, auf der sich alle Gänge abspielen können.
4) Natur als lebendiges Element am Weihnachtstisch einbauen
Damit ein Weihnachtstisch warm und echt wirkt, braucht er etwas Unperfektes, Organisches. Für Lamezan-Salins ein klarer Fixpunkt: „Für mich gehören Blumen oder ein bisschen Natur auf den Tisch.“ Egal ob Zweige, Früchte, Zapfen oder Nüsse – diese „Accessoires“ sollten nicht steril arrangiert werden, sondern vielmehr spielerisch verteilt. Gerade dieser lockere Umgang macht den Tisch lebendig, weil er noch eine zweite, sinnliche Ebene bekommt. Schön findet die Expertin, wenn Blumen „am Tisch unterwegs sein“ dürfen, wenn also nicht alles in einer einzigen Vase fixiert ist, sondern sich wie zufällig, aber liebevoll, über die Tafel verteilt.

5) Gläser und Stoffservietten als kleine Luxus-Signale am Weihnachtstisch
Zwei Details wirken oft stärker als jede große Deko: Gläser und Textilien. Gerade zu Weihnachten sollen Wein- und Wasserglas fix eingedeckt sein, „möchte man vorab einen Aperitif reichen oder ein Gast ein Bier haben, sollte man diese Gläser separat herrichten“, so Lamezan-Salins. Auch ein Must für Weihnachten: Stoff- statt Papierservietten. Das sei zwar „mehr Arbeit“, aber eben auch viel schöner als Papier. Sie bringt Gewicht, Wärme und eine Art stillen Respekt vor dem Anlass.
6) Mit dem Weihnachtstisch Wertschätzung zeigen
Was Gäste an einem Weihnachtstisch zuerst wahrnehmen, ist nicht der Preis des Porzellans, sondern die Haltung dahinter. Lamezan-Salins beschreibt das fast poetisch: Ein liebevoll gedeckter Tisch sendet „ganz viel Liebe“ aus – und diese Liebe ist in Wahrheit Aufmerksamkeit für den Gast. „Die Mühe, die ich mir als Gastgeber antue, die spürt der Gast“, sagt sie, und genau darum geht es: Die Vorbereitungszeit wird sichtbar, nicht als Leistungsschau, sondern als Willkommensgruß. Wer sich Gedanken macht, legt damit schon die erste Schicht Stimmung auf den Tisch.


7) „Wow“ entsteht aus Stimmung, Mut – und einer Prise Unperfektion
Der große Unterschied zwischen „eh nett“ und „wow“ liegt für Lamezan-Salins nicht im makellosen Arrangement, sondern in der Gesamtwirkung. „Das Wow ist eine Gesamtkomposition“, sagt sie – und vor allem: nicht perfekt, sondern lebendig. Ein Weihnachtstisch soll „Emotionen ausstrahlen“. Das gelingt mit kleinen Accessoires, die Freude machen, bevor überhaupt gesprochen wird: Schleifen – vor allem aus Samt – sind aktuell besonders im Trend („Sowohl auf Blumen als auch zum Zusammenbinden der Servietten“), auch Zweigerl, Kerzen in verschiedenen Größen und Formen beziehungsweise verspielte Akzente wirken immer.
Und der Mut zum Mischen. „Mix & Match ist gerade deshalb so schön, weil es die Tafel lebendig macht und dem Gastgeber auch den Perfektionsdruck nimmt“, sagt die Expertin. Unterschiedliche Muster, Formen, Lieblingsstücke – das ist spannender als ein bis ins Letzte durchdeklinierter Look.
Unsere Expertin

Stephanie Lamezan-Salins steht seit 2024 an der Spitze von Augarten Porzellan. Mit einem klaren Fokus auf Qualität, Nachhaltigkeit und kreative Weiterentwicklung führt sie das Traditionsunteernehmen in die Zukunft.
Website: www.augarten.com
Alle Fotos: Augarten Porzellan
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