Früher war es noch üblich, zur Hochzeit Geschirr geschenkt zu bekommen. Und je größer die Gesellschaft, desto mehr Teller, Tassen, Vasen und Co. landeten am Tag danach im Haushaltsschrank. Heute jedoch empfindet die jüngere Generation altes Porzellan oft als nicht mehr zeitgemäß. Deshalb hat sich Martina Lillie, seit zwölf Jahren Chefin des Wiener Traditionsunternehmens „Albin Denk“ etwas überlegt – und verleiht seit 2019 mithilfe von Künstlern und einer modernen Technik altem Geschirr ein neues Aussehen.
Altes Porzellan, neuer Look
Martina Lillie ist mit Kostbarkeiten aufgewachsen. Seit 1702 steht das Unternehmen „Albin Denk“ im ersten Wiener Gemeindebezirk für edles Porzellan und Tischkultur, war k. u. k. Hoflieferant und ist seither erste Anlaufstelle für all jene, die nicht nur Wert darauf legen, was auf den Teller kommt, sondern auch darauf, wie es stilvoll präsentiert wird. Seit 2012 leitet Martina Lillie das Geschäft in vierter Generation, brachte neuen Schwung hinein und vernahm doch immer mehr und mehr, „dass es doch viele Leute gibt, die zwar die Kästen voller Porzellan haben, aber keine wirkliche Verwendung dafür.“ Zu altbacken, nicht zeitgemäß war die Begründung für doch hochpreisige Erbstücke, ob Augarten, Herend, Meissner oder ähnliches.
Unterschiedliche Designs
Aussagen, die Lillie auf den Plan riefen – immerhin wurde bei Albin Denk schon im späten 18. Jahrhundert weißes Porzellan veredelt. Gemeinsam mit dem renommierten Designer Sebastian Menschhorn entwickelte die Wienerin 2019 „Denk Dekor“. Hier wird mithilfe einer Folie ein neues Dekor in das Porzellan – ob Teller, Tasse, Vase – eingebrannt, „damit kriegen die Stücke mehr Pepp – und auch einen neuen Wert.“ Gemeinsam mit Menschhorn entwickelte Lillie drei Dekore, mit Künstlerin Eva Schlegel weitere vier. Gebrannt werden die Stücke bei einer Keramikerin im 9. Bezirk, Lillie überwacht den Vorgang höchstselbst, preislich liegt man pro Teller bei rund 50 Euro, wobei sich der Preis senkt, je mehr Stücke gleichzeitig in den Ofen geschoben werden.
Von Flohmärkten & dem Dorotheum
Prinzipiell, so die Expertin, kann jedes alte Porzellan veredelt werden, mittels Auflegen der Folie wird vorab veranschaulicht, wie Teller & Co nach dem Vorgang aussehen werden. „Wichtig ist“, so Lillie, „dass die Stücke intakt sind, es keine Sprünge oder ähnliches gibt.“ Alle Teile sind spülmaschinengeeignet und sorgen definitiv für einen neuen Schwung auf jedem Tisch. Wer jetzt auf den Geschmack gekommen ist, aber nicht über das nötige Porzellan daheim hat, dem sei Folgendes geraten: „Auf Flohmärkten findet man aktuell sehr viel altes Porzellan“, weiß Lillie, „auch das Dorotheum ist voll damit.“
Abgesehen davon, dass die Variante des Upcyclings auch eine sehr nachhaltige ist, sorgt man mit den individuell verschönerten Tellern und Tassen auch für einen Wow-Effekt am Esstisch.
Alle Fotos: Albin Denk
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