Die Feuerwerke und Böller zu Silvester stellen nicht nur für Wild-, sondern auch für Haustiere eine enorme Belastung dar. Vor allem Hunde werden von den lauten Geräuschen und Lichtblitzen massiv gestresst. Doch es gibt Wege und Mittel, damit auch die Vierbeiner gut ins neue Jahr rutschen, weiß Tierärztin Ira Öhlknecht.
Warum ist Silvester so ein Stressfaktor für Haustiere?
Dass Hund und Katz Feuerwerke alles andere als angenehm empfinden, liegt zum Gutteil daran, dass beide Tierarten deutlich besser hören als Menschen. Hunde können Schallwellen bis zu einer Frequenz von etwa 65.000 Herz wahrnehmen, Katzen bis etwa 100.000 Herz. Menschen mit besonders gutem Gehör schaffen hingegen nur einen Frequenzbereich von etwa 20.000 Herz.
Darüber hinaus reizt der beim Abschießen von Raketen und Co entstehende Geruch, der auch von Menschen manchmal als unangenehm empfunden wird, die deutlich feineren Nasen der Vierbeiner noch einmal mehr.
Wie kann ich Hunde und Katzen zu Silvester beruhigen?
Damit Hunde, aber auch Katzen und andere Haustiere – selbst, wenn sie bisher nicht mit Unruhe, Angst oder Panik auf die Knallerei reagiert haben – gut ins neue Jahr rutschen, sollten Sie eine beruhigende Umgebung schaffen. „Die Tiere sollten sich wohl fühlen“, rät die Tierärztin. Dazu tragen nicht nur die beruhigende Anwesenheit des Tierbesitzers, sondern auch geschlossene Jalousien, Rollläden und Vorhänge bei. „Auch laute Musik, vor allem mit Bässen, kann hilfreich sein“, sagt Öhlknecht.
Wie verhalte ich mich richtig, wenn mein Hund vor Feuerwerk Angst hat?
Die wichtigste Regel in diesem Fall ist, die Fellnase an diesem Tag nicht allein zu lassen. Tagsüber kann ein ausgedehnter Spaziergang in der Natur – weit weg von bebautem Gebiet, um Krachern und Co. aus dem Weg zu gehen – für Entspannung sorgen. Die letzte Gassi- oder Gartenrunde sollte idealerweise noch bei Tageslicht oder am frühen Abend stattfinden, um die Konfrontation mit der Knallerei zu vermeiden oder zumindest auf ein Minimum zu beschränken. „Wenn sich der Hund fürchtet, sollten Sie ihn zur Vorsicht rund um Silvester an der Leine halten“, sagt Öhlknecht.
Weiß man, dass der Hund in seiner Panik nur an Flucht denkt, rät sie zur Verwendung eines speziellen Panikgeschirrs. „Oder man sichert den Hund mit Halsband und Brustgeschirr doppelt“, so die Tierärztin. Ein GPS-Tracker ist ebenfalls keine schlechte Sache: Sollte der Hund auskommen, kann der panische Vierbeiner leichter wieder eingefangen werden.
Bieten Sie Hunden und Katzen im Haus auch Rückzugsmöglichkeiten an – manche Hunde verstecken sich während der Knallerei am liebsten im Keller, andere wiederum ziehen sich ins WC zurück, während Katzen gerne unter dem Sofa Zuflucht suchen. Die Tierärztin hat dazu noch einen Tipp parat: „Früher hieß es, man soll die Angst nicht beachten. Das hat sich geändert: Wenn der Hund Ihre Nähe sucht, lassen Sie das zu. Streicheln Sie ihn, reden Sie beruhigend auf ihn ein.“ Wer weiß, dass der Vierbeiner panisch reagiert, sollte darüber hinaus die Nachbarn ersuchen, auf ihr Feuerwerk zu verzichten oder dieses zumindest nicht in unmittelbarer Nähe abzuschießen.

Können Hunde an den Lärm gewöhnt werden?
„Grundsätzlich ja. Man sollte damit jedoch schon lange vor Silvester beginnen“, sagt die Tierärztin. Hilfreich dazu könnten sowohl Besuche auf Schießständen als auch CDs mit Feuerwerksgeräuschen oder Clips von Feuerwerken sein. Die Lautstärke sollte dabei erst allmählich gesteigert werden – und zwar erst dann, wenn der Vierbeiner bei der jeweiligen Lautstärke ruhig bleibt. „Damit der Vierbeiner das unangenehme Geräusch positiv assoziiert, sollte er immer dann, wenn er dabei ruhig bleibt, mit einem besonderen Leckerli belohnt werden“, erklärt sie.
Welche Mittel helfen Hunden und Katzen bei Silvesterangst?
Im ersten Schritt sollten Tierbesitzer zu homöopathischen Mitteln, etwa mit Baldrian, Melisse, Hopfen und/oder Passionsblume, beziehungsweise zu B-Vitaminen greifen. Präparate mit Milcheiweiß, das jenem der Muttermilch ähnelt, würden ebenfalls gute Wirkung zeigen.
Eine andere Alternative sind Pheromone, die es beispielsweise in Halsbandform gibt. „Auch da gilt: Mit der Gabe sollte möglichst früh begonnen werden“, sagt Öhlknecht. Gleiches gilt für Beruhigungsshirts für Hunde und Katzen: Durch das enge Anliegen am Körper sollen sie gleichmäßigen Druck auf das Nervensystem ausüben, der beruhigend wirkt.
Soll ich meinem Tier zu Silvester Beruhigungsmittel geben?
Sind Angst und Panik stärker ausgeprägt, ist auch der Einsatz von Medikamenten denkbar. Die Abstimmung mit dem behandelnden Tierarzt ist dafür eine Grundvoraussetzung. Und das nicht nur wegen der Dosierung. „Oft müssen die Medikamente ein paar Tage vor Silvester einschleichend und dann danach auch ausschleichend gegeben werden“, weiß Öhlknecht.
Gibt es noch andere Möglichkeiten, um Silvesterangst zu vermeiden?
Ist die Panik extrem groß, hilft unter Umständen nichts anderes als die Flucht: Als Ziel werden übrigens neben einsamen Bauernhöfen oder Berghütten immer öfter auch Flughafenhotels, etwa am Flughafen Wien, gewählt. Denn dort dürfen aus Gründen der Flugsicherheit weder Knallkörper noch Feuerwerke abgeschossen werden – und auch nicht im Umkreis.
Unsere Expertin

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