Isabella Reinberg liebt Autos, hegt eine dezente Abneigung gegen Stiegen und lebt mit ihrem Mann und einem reinrassigen Mischlingshund in einem Haus, das sie nicht gesucht, sondern gefunden hat. Eine Geschichte über Leichtigkeit, Sicherheit, ein Leben auf sechs Ebenen – und warum man manchmal erst raus muss, um wirklich anzukommen.
Elfmal ist Isabella Reinberg in ihrem Leben bereits umgezogen – von der 35-Quadratmeter-Starterwohnung bis zum heutigen Refugium in Gablitz. Und obwohl die gebürtige Wienerin und Geschäftsführerin von „Reinberg & Partner“, einer renommierten Immobilien-Bewertungsfirma, bei jedem Ortswechsel gedacht hat: Jetzt ist’s das letzte Mal, war es nie so. Bis dieses Haus kam. Und irgendwie alles anders wurde.
Es gibt Häuser, die man sich aussucht – und es gibt Häuser, die sich ihre Bewohner holen. Das Domizil von Isabella Reinberg gehört zweifellos zur zweiten Sorte. Vor zwei Jahren hat sie es gefunden – oder besser: es hat sie gefunden –, nachdem sie mit ihrem Mann rund 15 bis 20 Projekte besichtigt hatte. „Als wir dieses Haus betreten haben“, erinnert sie sich, „war schnell klar: Das ist es.“ Ein klassischer Moment, den viele Immobilienprofis kennen – das Gefühl, wenn ein Raum, ein Blickwinkel, eine Stimmung alles entscheiden. „Die Energie hat gestimmt.“
Dabei verstieß das Haus gegen nahezu alle ursprünglichen Kriterien: zu groß, zu viele Treppen, zu wenige Parkplätze. Aber das Gefühl stimmte. Und das genügte. „Wir sind mit dem Koffer eingezogen.“
Ein Haus mit Charakter – und Stufen
Die Adresse? Gablitz. Eine 5.000-Seelen-Gemeinde knapp außerhalb Wiens – idyllisch, ruhig, grün. Gebaut wurde das 400 Quadratmeter große Haus von einem Bekannten der Familie – ebenfalls Immobilienprofi –, der hier einst ein hochwertiges Refugium für seine fünfköpfige Familie schuf. Lichtdurchflutete Räume, massive Türen, Alarmanlage, zwei Eingänge mit Schleusen (perfekt für den heutigen Familienhund Pixus), viel Holz, viel Helligkeit. „Und kein einziger Raum, in dem man sich unwohl fühlt.“
Für Isabella war vor allem ein Aspekt entscheidend: Sicherheit. „Mir ist es wichtig, dass man von außen keinen Einblick hat. Der Einzige, der gelegentlich einen Blick auf uns werfen kann, ist unser Nachbar mit den Hühnern. Dafür bringt er uns hin und wieder frische Eier vorbei.“
Die Einrichtung? Blieb fast vollständig so, wie sie war. Nur ein paar persönliche Möbelstücke, etwas neue Wandfarbe, Bilder. Und ein Gefühl von Ruhe. Auf die Frage, wie sie ihren Wohnstil beschreiben würde, kommt wie aus der Pistole geschossen: „Schlicht. Einfärbig. Modern.“ Keine Sammelleidenschaft, kein Schnickschnack, keine offenen Regale. „Ich brauche Ordnung, sonst werde ich nervös. Mein Kopf ist oft laut genug.“
Die Bilder im Haus erzählen trotzdem Geschichten. Viele stammen aus Asien – mitgebracht von Reisen ihres Mannes. Andere aus Wien, etwa ein großformatiges Porträt eines Stiers („Mein Sternzeichen“), an dem sie monatelang vorbeispaziert war, bevor es als Geburtstagsgeschenk bei ihr ankam. „Ich sehe mich darin wieder – es hat Tiefe.“
Architektur trifft Bauchgefühl
Beruflich wie privat sind die Reinbergs ein eingespieltes Team: Er kümmerte sich um die bauliche Substanz, sie ums Bauchgefühl. „Wir haben beide unser eigenes Büro im Haus – Zimmer gibt’s genug.“ Und auch das Gefühl von Das ist meins war sofort da.
Natürlich gäbe es Kleinigkeiten, die sie heute anders machen würde. Die dunkle, aber exklusive Küchenplatte zum Beispiel. Das unvorteilhaft figurierte Badezimmer, das zudem etwas in die Jahre gekommen ist, erfährt demnächst ein Umstyling. Aber Stress gibt es keinen. „Die Einrichtung ist hochwertig, alles auszutauschen wäre wirtschaftlich unsinnig.“
Stufen-Management & Stauraum-Strategien
Ein Detail aber blieb unverhandelbar – oder besser: unübersehbar. Die Stufen. Sechs Ebenen zählt das Haus, jeweils Halbstöcke – wie viele Stufen das genau sind, weiß Isabella Reinberg nicht. Noch nicht. „Ich sollte sie mal zählen“, sagt sie lachend. „Aber man wird erfinderisch. Alles, was nach oben muss, wird auf den Treppen kurz gestapelt. Man geht bewusst.“ Nur wenn Pixus in seiner verspielten Laune die Stapel neu sortiert, ist es vorbei mit der Effizienz.
Der Hund – laut DNA-Test ein unbeschreibliches Unikat – kam zwei Monate vor dem Haus. Und wurde zum persönlichen Achtsamkeitstrainer. „Ich war immer schnell, hektisch, ungeduldig. Jetzt bin ich ruhiger. Langsamer. Selbst meine Hundetrainer sagen, ich bin wie ausgewechselt.“
Garten, Gäste und große Ruhe
So viel Bewegung im Innenleben verlangt nach Ausgleich im Außen. Und den bietet der Garten. Kein Showgarten, aber effizient gepflegt: mit Rasenroboter, automatischer Bewässerung und genug Platz zum Durchatmen. „Ich gehe raus, schaue nach den Blumen, zupfe Unkraut – das befreit den Kopf.“ Pixus nimmt’s ähnlich gelassen. Zwei Runden rennen – dann wird patrouilliert.
Auch im Inneren bietet das Haus Raum für Rückzug – und für Geselligkeit. Ein großer Esstisch lädt regelmäßig zu Festen ein: Weihnachten, Ostern, Geburtstage. „Wir feiern nicht oft, aber wenn, dann ordentlich.“ Die Küche ist hochwertig – aber nicht perfekt. „Ich beuge mich regelmäßig über den Herd, um ans Wasser zu kommen. Das hätte man vermutlich etwas besser lösen können.“
Fitnessstudio mit Ironie
Wo heute gekocht, gefeiert und gelebt wird, wird gelegentlich auch trainiert – zumindest theoretisch. Der Fitnessraum war schon da, die Sauna wurde eingebaut. Und die Bilanz? „Viermal Fitness in zwei Jahren – dafür jede Woche Sauna.“ Für sportliche Aktivitäten und regelmäßige Laufeinheiten zieht es beide ohnehin lieber nach draußen. „Wir sind in einer Minute im Grünen. Das gibt’s in Wien so nicht.“
Blick nach vorn – mit Bodenhaftung
So angekommen sich Isabella Reinberg heute auch fühlt – der Kopf bleibt beweglich. Langfristig denkt das Paar bereits über Alternativen nach: kleiner, ebenerdig, mit weniger Stufen. Ein Bungalow mit einem Parkplatz für die Autos, die man im besten Fall auch vom Wohnbereich aus sieht. Vielleicht im Raum Wien, vielleicht aber auch im Ausland. Weil man gerade in dem Beruf immer offen sein muss für Neues. „Ich sage ja immer: Das ist mein letztes Haus“, erklärt Reinberg. „Aber ehrlicherweise glaube ich es selbst nicht.“
Alle Fotos: Sybille Sierlinger
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