Kunst in den eigenen vier Wänden – wie man seine Bilder präsentieren soll.
Es gibt keinen Grund, sich vor Kunst zu fürchten. Besonders nicht in der eigenen Wohnung, im eigenen Haus. Peter Krobath, gemeinsam mit seiner Frau Helga Eigentümer der renommierten Galerie Krobath in 1010 Wien (galeriekrobath.at), hat für Sie eine – durchaus unterhaltsame – Anleitung für den Hausgebrauch zusammengestellt.
Die Sonne ist Ihr Feind!
Kennen Sie die Geschichte vom Kernölfleck am weißen Hemd? Hängt man das Hemd in die direkte Sonne verschwindet der Fleck wie von Zauberhand. Ganz ähnlich geht es mit den Farben auf Ihren Bildern. Und nein, wir sprechen hier nicht nur von Leinwänden und Fotografien. Sogar Autolack verblasst, wenn der Porsche jahrelang in der Sonne steht.
Was war noch mal die Farbe der Unschuld?
Eine weiße Wand ist eine weiße Wand. Eine beige Wand ist eine beige Wand. Eine lachsrosa Wand ist eine lachsrosa Wand. Auf einer weißen Wand passt jede Bilderfarbe. Auf einer farbigen Wand passen die meisten Bilderfarben nicht.
Elton John wohnt sicher nicht mit weißen Wänden.
Obwohl er eine fette Kunstsammlung hat. Mit viel Fingerspitzengefühl und etwas Faible für den gelungenen Kulturschock kann ein herausfordernder Hintergrund schnell zum Höhepunkt einer extraordinären Hängung werden. Ganz besonders spannend wird dieses Spiel mit der bunten Wandtapete. Allerdings Vorsicht: Wer so hängt, braucht Selbstbewusstsein. Nur weil Sie farbenblind sind, muss das nicht auch noch dem Nachbarn gefallen.
Kunst braucht Raum um sich.
Was ablenkt, gehört weg. Störende Steckdosen lassen sich um wenig Geld versetzen. Bei Leuchtkästen muss das Stromkabel in der Wand verschwinden. Die Klimaanlage kann gerne auch woanders sein. In die dunkle Ecke passt bestenfalls der Schirmständer. Merksatz: Handwerker sind günstiger als Kunsthändler. Das Bild war teuer genug, jetzt braucht es Raum zum Glänzen. Jennifer Lopez kommt auch nicht im Regenmantel zum Oscar.
Ihr Haus hat ein Eigenleben.
Und Stromleitungen von denen Sie eventuell gar keine Ahnung haben. Auch die Leitungen zur Klimaanlage will der Hausmann nicht unbedingt anbohren. Wasser, das urplötzlich aus der Wand schießt, kann sehr viel kaputt machen. Besser vorher mit dem Handwerker reden als nachher weinen.
Wir begegnen uns auf Augenhöhe.
Soll heißen, Sie hängen so, dass Sie beim entspannten Stehen direkt ins Zentrum Ihres Bildes schauen. Blöderweise ist die Augenhöhe relativ. Ich denke, es ist Pablo Picasso gewesen, der mal eine Ausstellung für Kinder gehängt hat. Auf Augenhöhe versteht sich. Die Erwachsenen mussten runterschauen.
Russisch ist nicht immer schlecht.
Die sogenannte Petersburger Hängung orientiert sich am Gewusel in der legendären Eremitage. Dort hängen die größten Meisterwerke dicht an dicht an dicht und darüber hinaus kunterbunt durcheinander. In der Petersburger Hängung ist alles erlaubt und das macht Spaß. In Wien gab es einen kunstbegeisterten Kulturstadtrat, der pflegte in seiner Wohnung so dicht an dicht zu hängen, das am Ende nur noch die Zimmerdecken überblieben. Bald waren auch die voll.
Letztendlich bleibt alles Geschmackssache.
Ob Sie ihre Bilder in einer Reihe nach der Oberkante, nach der Unterkante, linksbündig, rechtsbündig oder doch lieber von der Mitte heraus ordnen bleibt gänzlich Ihrem Geschmack und den Anforderungen Ihrer Immobilie überlassen. Im Grunde nämlich ist alles erlaubt. Ich habe einmal einen sehr reichen Kunstsammler bei sich daheim in Helsinki besucht, der hatte einen sehr schönen Francis Bacon aus den frühen sechziger Jahren im Klo hängen. Und ich kenne einen Künstler mit der erklärten Überzeugung, man sollte Bilder überhaupt grundsätzlich ins Häusl hängen. Nur dort, meint er, findet man die Muse, sie wirklich eingehend zu betrachten.
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