Lange bevor jemand auf die Idee kam, Teller mit einer Pinzette zu arrangieren oder Trüffel über Pasta zu hobeln, saßen Menschen um ein Feuer, rührten im Topf und warteten darauf, dass Wasser, Knochen und ein paar Wurzeln etwas Größeres werden: nämlich Suppe. Kein Gericht erzählt so viel über uns – über Notzeiten und Überfluss, über Erfindungsgeist, Geduld und das tiefe Bedürfnis, Wärme zu teilen. Zum heutigen „Tag der Suppe“ feiern wir das älteste „Shared Meal der Welt“ mit einer Hommage – und drei Rezepten.
Damals, in der Steinzeit, war Suppe schlicht Überleben. Heute ist sie Kultur, Komfort und Küchenphilosophie. Zwischen Knochenbrühe und Bowl liegen Jahrtausende – aber das Prinzip ist gleichgeblieben: Wasser, Hitze, Zeit. Mehr braucht man nicht, um etwas zu schaffen, das gleichzeitig nährt, reinigt, beruhigt und verbindet.
Vom Armengericht zum Luxuslöffel
Das Wort „Suppe“ stammt vom althochdeutschen soppa – also „eingetunktes Brot“. Im Mittelalter war das tägliche Mahl der einfachen Leute ein Stück Brot in heißer Suppe. Kein Gedeck, kein Besteck, kein Chichi. In Klöstern wurde Suppe dann spirituell: eine Mahlzeit der Reinheit, der Besinnung, des Verzichts. Und im Barock drehte sich das Ganze um 180 Grad – plötzlich war Suppe ein Statussymbol. Wer Rang und Namen hatte, servierte Essenz de bœuf aus Kristallterrinen mit Blattgold und Trüffelduft.
In Österreich wurde daraus etwas sehr Eigenes. Hier ist die Suppe kein Trend, sondern quasi Familienmitglied: Sie begleitet jede Hochzeit, jeden Sonntag, jede Grippe. Eine gute Rindsuppe steht für Heimat, Handwerk und Haltung – weil sie das „edle Einfache“ in Reinform ist.
Suppe als Medizin – flüssiges Glück mit Nebenwirkung
Wissenschaftlich betrachtet ist Suppe ein kleines Wunderwerk. Eine klar gezogene Rindsuppe liefert Elektrolyte, Eiweiß, Mineralstoffe und Kollagen – also genau das, was Körper und Seele nach Anstrengung oder Ausschweifung brauchen. Kein Zufall, dass man sie seit Jahrhunderten als Kateressen Nummer eins kennt. Schon im alten Wien hieß es: „Wer feiern kann, muss auch löffeln können.“
Auch die moderne Ernährungswissenschaft stimmt ein: Suppen sind leicht verdaulich, entlasten das Verdauungssystem und versorgen den Körper gleichzeitig mit Flüssigkeit und Mikronährstoffen. Kein anderes Gericht vereint Detox, Hydration und Genuss so charmant.
Eine heiße Suppe am Tag nach zu viel Wein, zu wenig Schlaf oder zu viel Leben – das ist, wenn man ehrlich ist, fast schon Medizin.
Suppenglück 2025 – von Bone Broth bis Detox Bowl
In Zeiten, in denen Essen ständig neu erfunden wird, erlebt die Suppe ein Revival. In Los Angeles wird sie als „liquid wellness“ verkauft, in Kopenhagen als minimalistisches Designobjekt serviert, die Bone Broth Bars in New York machen Millionenumsätze mit Suppen, die aussehen wie Cappuccino – nur ohne Milchschaum.
Suppe verbindet – und heilt fast alles
Vielleicht liegt das wahre Geheimnis der Suppe nicht im Rezept, sondern im Ritual.
Man kann sie teilen, schlürfen, verschenken. Sie passt zu Festen, zu Trauer, zu Grippe, zu Neuanfängen. Und sie ist das einzige Gericht, das selbst dann funktioniert, wenn man sie im Pyjama auf der Couch isst.
Egal ob nach einem durchfeierten Abend, einer überstandenen Grippe oder einem anstrengenden Arbeitstag – eine Schüssel Suppe macht alles wieder ein Stückchen besser.
Und genau deshalb haben wir für Sie Rezepte von drei besonders wohltuenden Suppen herausgesucht. Nachkochen empfohlen – nicht nur am Weltsuppentag!
(Die vielleicht beste) Rindsuppe

Zutaten (für 6 Portionen):
1,5 kg Schulterscherzel vom Rind
2 Markknochen
3 Liter kaltes Wasser
2 Karotten, 1 Petersilienwurzel, ½ Sellerieknolle
1 Stange Lauch
1 Zwiebel (ungeschält, halbiert)
3 Pfefferkörner, 1 Lorbeerblatt, 1 TL Salz
Etwas Liebstöckel, Schnittlauch zum Servieren
Zubereitung:
– Die Zwiebelhälften auf der Fleischseite in einem großen Topf anrösten (ohne Öl)
– Fleisch und Knochen im selben Topf in kaltem Wasser aufsetzen, langsam (!!!) zum Kochen bringen. Den Schaum regelmäßig abschöpfen – Geduld ist hier der beste Koch.
– Nach etwa einer Stunde das Gemüse und die Gewürze zugeben. Dann 3-4 Stunden leise köcheln lassen.
– Abseihen, abschmecken, mit Schnittlauch servieren.
Tipp: Eine angeröstete Zwiebel sorgt für goldene Farbe und das unverwechselbare Aroma. Und wer mag, gibt noch ein Stück Selleriegrün dazu.
Französische Zwiebelsuppe

Zutaten:
5 große Zwiebeln
1 EL Butter
1 TL Zucker
1 Liter Rinderfond
100 ml Weißwein
Salz, Pfeffer, 1 TL Thymian, Baguettescheiben, Gruyère.
Zubereitung:
– Zwiebeln in feine Ringe schneiden, in Butter goldbraun rösten, mit Zucker karamellisieren.
– Mit Weißwein ablöschen, mit Fond aufgießen und 20 Minuten köcheln lassen.
– Baguettescheiben rösten, mit Gruyère bestreuen, in der Suppe gratinieren.
Kürbiscremesuppe mit Ingwer

Zutaten:
800 g Hokkaido
1 Zwiebel
1 Stück Ingwer (2 cm)
700 ml Gemüsefond
100 ml Kokosmilch
Salz, Muskat, Kürbiskernöl
Zubereitung:
– Zwiebel und Ingwer in Butter anschwitzen
– Kürbiswürfel zugeben, kurz rösten. Mit Fond aufgießen, weichkochen, pürieren, Kokosmilch zugeben, abschmecken.
– Mit Muskat, Kürbiskernöl und gerösteten Kernen veredeln.
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