Wenn die Nahrung in der Natur knapp wird, sind Gärten und Balkone für viele Vogelarten überlebenswichtig. BirdLife-Expertin Evelyn Hofer erklärt im Gespräch, worauf es beim Anlegen von Futterstellen für Vögel ankommt – vom richtigen Zeitpunkt über geeignete Futtersorten bis hin zur Hygiene.
„Am besten ist es, wenn man schon im Laufe des Oktobers anfängt“, sagt Hofer. „Spätestens Ende Oktober sollte das Buffet eröffnet sein, damit die Vögel die Futterstellen kennenlernen und sie über den Winter regelmäßig besuchen.“
Wann sollte man Vögel im Winter füttern?
Im Optimalfall beginnt man bereits im Oktober mit der Fütterung. Wird die Futterstelle erst später eingerichtet, bekommt man oft weniger „Gäste“, da die Vögel schon andere Plätze gefunden haben. Haben sie sich aber einmal an eine Futterquelle gewöhnt, verlassen sie sich darauf. „Deshalb empfehlen wir, ab Oktober kontinuierlich zu füttern – und zwar bis in den Frühling hinein. Aufhören sollte man erst Ende April“, so Hofer.
Besonders in strengen Wintern kann ein plötzlich leeres Vogelhaus gefährlich werden. „Wenn es kalt und verschneit ist, kann es blöd enden, wenn die Futterstelle auf einmal leer ist.“ Auch im Frühling, wenn zu Ostern noch einmal Schnee fällt, sei eine Futterstelle für früh heimkehrende Zugvögel oft eine willkommene Stärkung.
Der beste Platz für ein Vogelhaus
Eine gute Futterstelle ist sowohl übersichtlich als auch geschützt. „Sie sollte nicht mitten im dichtesten Gebüsch hängen, sondern frei stehen und gute Sicht auf die Umgebung zulassen. So erkennen die Vögel rechtzeitig Gefahren wie Katzen am Boden oder einen Sperber aus der Luft“, erklärt Hofer.
Gleichzeitig sollten Büsche oder Bäume in ein paar Metern Entfernung vorhanden sein. „Die Vögel sitzen gerne im Gebüsch, fliegen zur Futterstelle, holen sich etwas und kehren zurück. Diese Nähe brauchen sie.“
Auch die Höhe spielt eine Rolle: Futtersäulen oder spezielle Ständer sind ideal, da Katzen schwer an sie herankommen. Dennoch betont Hofer: „Einige Arten wie Amseln oder Rotkehlchen fressen fast ausschließlich am Boden. Für sie gibt es spezielle Bodenfutterstellen – allerdings nur dort, wo Katzen keine Gefahr darstellen.“
Welche Vögel kommen ans Futterhaus?
Im Winter tummeln sich zahlreiche Arten rund um die Futterplätze: Kohlmeisen, Blaumeisen, Tannenmeisen, Haubenmeisen, Buchfinken, Stieglitze, Grünfinken und viele mehr. Auch der Kleiber lässt sich häufig blicken. „Man kann sagen: Im Winter findet man unsere typischen Garten- und Waldvögel an den Futterstellen“, fasst Hofer zusammen.
Das richtige Futter für Vögel im Winter
Die Basis ist einfach: Sonnenblumenkerne – geschält oder ungeschält. „Sie sind das Universalfutter, das fast alle Arten gerne fressen. Geschälte Kerne sind sauberer, ungeschälte günstiger. Wer größere Mengen verfüttert, nimmt zwar meist ungeschälte, wobei man dazusagen muss, dass es auch Vogelarten gibt, die sich schwer tun, diese zu öffnen. Ein Mix ist also optimal.“
Für Vogelarten wie Spatzen oder Ammern eignen sich kleine Samen wie Hirse oder Hanf. Auch Nüsse sind im Winter beliebt. „Erdnüsse, Walnüsse oder Haselnüsse kann man gut anbieten, am besten im Bruch, damit kleine Vögel leichter drankommen.“
Manche Vogelfreunde werden kreativ und befestigen halbe Nussschalen an Holzbrettern, die aufgehängt. Werden, oder an Zäunen. „Der Specht oder auch kleinere Vögel wie Meisen holen sich dann die Nüsse direkt aus der Schale.“
Hygiene schützt vor Vogelkrankheiten
Oft unterschätzt: die Sauberkeit der Futterstellen. „Wir empfehlen Futtersäulen aus Kunststoff oder Metall, weil sie sich leicht zerlegen und reinigen lassen. Offene Vogelhaus-Paläste, in denen die Vögel im Futter herumhüpfen, bergen ein hohes Risiko für die Übertragung von Vogelkrankheiten.“
Regelmäßiges Säubern ist Pflicht: „Mindestens einmal pro Woche, am besten jedes Mal, wenn man nachfüllt. Bei Kunststoff- oder Metallsäulen kann man sogar den Geschirrspüler verwenden.“ Auch klassische Holzhäuschen können verwendet werden – sie haben jedoch den Nachteil, dass die Reinigung etwas aufwändiger ist. Umso wichtiger ist es, sie regelmäßig gründlich zu säubern, idealerweise mit heißem Wasser.Denn Hofer warnt: „Wir bekommen im Winter immer wieder Meldungen über tote Vögel im Garten. Häufig liegt das an mangelnder Hygiene am Futterhaus.“
Wie oft soll man Vögel im Winter füttern?
Konsequenz ist entscheidend. „Wenn man mit dem Füttern beginnt, sollte man die Vögel durchgehend bis ins Frühjahr versorgen“, sagt Hofer. Pausen könnten die Tiere verwirren und schwächen in Zeiten, in denen sie ohnehin ums Überleben kämpfen.
Schutz vor Hauskatzen und anderen Gefahren
„Die Hauskatze ist an der Futterstelle die Gefahr Nummer eins“, so Hofer. Andere Räuber seien eher selten – mit Ausnahme des Sperbers, der ab und zu vorbeischaut. „Das gehört zur Natur. Aber Hauskatzen sollten unbedingt ferngehalten werden.“ Deshalb gilt: Vogelhäuser in sicherer Höhe platzieren und Futterstellen so gestalten, dass Katzen keinen Zugang haben.
Unsere Expertin
Website: https://www.birdlife.at
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