Unter „Pfusch am Bau“ versteht man unsachgemäß ausgeführte Bauarbeiten, die oft zu erheblichen Mängeln und finanziellen Belastungen für Bauherren führen. In Österreich ist dieses Phänomen leider keine Seltenheit: Laut einer Schwerpunktaktion der Finanzpolizei im März 2024 wurden laut eines im Frühjahr veröffentlichten Kurier-Artikels 377 Verstöße in der Baubranche festgestellt. Diese Zahlen unterstreichen die Notwendigkeit präventiver Maßnahmen und sorgfältiger Vertragsgestaltung, um Bauherren vor solchen Problemen zu schützen.
Aber wie kann man Pfusch am Bau vermeiden? Wir haben dazu zwei Experten befragt. Zum einen Edwin Brunner, Geschäftsführer von BauManagement Brunner in Langenrohr, und langjähriger Experte in der Überwachung und Koordination von Bauprojekten. Zum anderen Dr. Daniela Witt-Dörring, die als Juristin die Vertrags-Komponente beleuchtet (Artikel hier: Pfusch am Bau:Vertragsgestaltung gegen Risiken).
Herr Brunner, welche Maßnahmen sollten in einem Bauvertrag ergriffen werden, um Verantwortlichkeiten und Pflichten der Vertragsparteien von Anfang an klar festzulegen?
Ein präziser Bauvertrag ist essenziell, um Missverständnisse und Streitigkeiten zu vermeiden. Wichtige Bestandteile sind detaillierte Leistungsverzeichnisse mit Massen- und Preisangaben, klare Beschreibungen der Arbeitsleistungen, Zahlungsfristen und -modalitäten, ein definierter Terminplan sowie Regelungen für Verzögerungen und Bauzeitüberschreitungen, einschließlich Rücktrittsrechten und Vertragsstrafen, einer Pönale.
Wie wichtig ist eine detaillierte technische Planung, und welche Rolle spielen spezifische Baupläne bei der Vermeidung von Missverständnissen während des Bauprozesses?
Eine gründliche technische Planung ist entscheidend, um das Risiko von Fehlern zu minimieren und die vertraglich vereinbarte Leistung klar zu definieren. Baupläne sollten spezifische Details zu Materialien und Ausführungen enthalten, um eine exakte Umsetzung zu gewährleisten. Klare Planungsunterlagen fördern die Kommunikation zwischen Architekten, Ingenieuren und Auftragnehmern und reduzieren die Wahrscheinlichkeit von Streitigkeiten.
Wie stellen Sie sicher, dass die Qualität der Bauarbeiten durch regelmäßige Inspektionen gewährleistet ist? Welche Experten sollten involviert sein?
Regelmäßige Baustelleninspektionen durch externe Konsulenten sind entscheidend. Die Einbindung von Fachingenieuren, wie Statikern, in verschiedenen Phasen zur Beurteilung der Qualität und Normkonformität ist von Vorteil. Die Dokumentation von Inspektionsergebnissen sowie ein effektives Mängelmanagement gewährleisten die Qualität. Oft übernimmt die örtliche Bauaufsicht diese Aufgaben.
Welche Vertragsstrafen und Garantien sehen Sie als besonders effektiv an, um die Einhaltung der vereinbarten Bauqualität zu gewährleisten?
Die Pönale ist eine effektive Vertragsstrafe für die Nichteinhaltung von Terminen. Zudem sollte im Bauvertrag ein Rücktrittsrecht verankert sein, um bei terminlichen Verzögerungen, Nichteinhaltung von Qualitäten oder Verwendung minderwertiger Materialien eine Vertragsauflösung durchsetzen zu können. Wichtig ist, dass in solchen Fällen die entstehenden Mehrkosten geltend gemacht werden.
Wie integrieren Sie Mechanismen zur Streitbeilegung in einen Bauvertrag, um teure und langwierige Gerichtsverfahren zu vermeiden?
Durch die vertragliche Vereinbarung von Schlichtungs- und Mediationsklauseln bieten wir den Parteien alternative Konfliktlösungswege, bevor rechtliche Schritte unternommen werden. Die Festlegung eines verbindlichen Schiedsverfahrens als Option zur Beilegung von Streitigkeiten kann ebenfalls helfen, Gerichtswege zu vermeiden. Regelmäßige Besprechungen zur Überprüfung des Projektfortschritts und zur frühzeitigen Erkennung von Problemen sind ebenfalls hilfreich.
Wie fördern Sie eine offene Kommunikation während des Bauprozesses, um Konflikte zu minimieren und Pfusch am Bau vorzubeugen?
Durch die Etablierung regelmäßiger Baustellenbesprechungen, bei denen alle Beteiligten – Architekten, Bauunternehmer und Subunternehmer – anwesend sind, fördern wir eine offene Kommunikation. Die Nutzung moderner Kommunikationstools, wie Projektmanagement-Software, ermöglicht die Übermittlung von Informationen in Echtzeit. Eine positive Kommunikationskultur, in der Feedback geäußert und akzeptiert wird, hilft, Missverständnisse und Konflikte frühzeitig zu identifizieren und zu lösen.
Fotocredits: Schwarzenegger OG
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