Rasenpflege erfordert nicht nur Zeit, sondern es braucht auch das nötige Know-How, um die grüne Pracht in voller Schönheit erstrahlen zu lassen. „Nicht nur der Klimawandel hat die Rasenpflege in den letzten 20 Jahren intensiviert, auch die Ansprüche an die Qualität sind gestiegen“, weiß der Grazer „Rasendoktor“ DI Stephan Breisach. Seit der Gründung seiner TURF Handels GmbH im Jahr 1994 kümmert er sich mit seinem Team um die Pflege und Düngung anspruchsvoller Rasenflächen und betreut rund 300 Golfplätze im In- und Ausland. Kurzum: Mit diesem Wissen im Gepäck weiß Breisach genau, was ein Rasen braucht, um allen Widrigkeiten zu trotzen und in sattem Grün zu glänzen.
Interessanterweise zeigt die Statistik, dass der Traum vom perfekten Rasen vor allem Männersache ist. Während Frauen sich eher um Blumen und Beete kümmern, sind es zu 80% die Männer, die den Rasen pflegen und hegen.
Herr Breisach, beginnen wir mit einem aktuellen Thema: Wie kann man im Hochsommer verhindern, dass der Rasen braune Stellen bekommt?
Heuer haben wir dank häufiger Regenfälle andere Herausforderungen als in den trockenen Sommern der letzten Jahre. Doch die Sorgen um braune Stellen sind vielen Gartenbesitzern und Rasenliebhabern vertraut. Lassen Sie mich das so sagen: Der Rasen spiegelt immer den Zustand wider, in dem er gepflegt wird. Er zeigt sein Wohlbefinden durch sattes Grün – oder sein Unwohlsein durch Trockenheit, Unkraut und Krankheiten.
Um Probleme zu vermeiden, ist es entscheidend, die Bedürfnisse des Rasens frühzeitig zu erkennen. In Trockenperioden sollten Sie ein kleines Stück Rasen herausschneiden, um die Bodenfeuchtigkeit zu überprüfen. Ist der Boden zu trocken, muss sofort bewässert werden. Hat der Rasen bereits braune Flecken, ist es leider zu spät für dieses Jahr. Grundsätzlich sollte der Rasen mit hohen Mengen (12-15 l/m²) und langen Intervallen beregnet werden. Wir sprechen von sieben bis zehn Tagen, je nach Witterung. Welke zeigt der Rasen durch Farbveränderung in Richtung Violett – dann hat man nur mehr einige Stunden Zeit ihn zu beregnen, um ein Absterben zu vermeiden.
Ein wichtiger Faktor ist der Zeitpunkt der Trockenperioden. Treten sie später im Jahr auf, kann sich der Rasen im Herbst leichter erholen. Wenn jedoch bereits im Frühling, zwischen April und Juni, Trockenheit herrscht, sollten Sie im September nachsäen. So geben Sie Ihrem Rasen die besten Chancen, gesund und kräftig ins nächste Jahr zu starten.
Apropos Saat: Gibt es hier „fixe“ Zeiten?
Ja, es gibt zwei ideale Zeitfenster für die Aussaat. Die erste Phase ist im Frühjahr, also Ende April bis Anfang Mai. Hierbei hängt der genaue Zeitpunkt stark von der Witterung ab. Wenn es im Mai schon sehr heiß ist, kann das Saatgut im Keimstadium schnell austrocknen, wenn nicht ausreichend gewässert wird.
Das zweite optimale Zeitfenster liegt im September, normalerweise in den ersten beiden Wochen. Auch hier sollte man die Wetterbedingungen im Auge behalten. Zu spät im Jahr zu säen, ist ebenfalls problematisch, da die Temperaturen und das Licht nicht mehr ausreichen. Diese beiden Faktoren, neben Wasser und Boden, sind entscheidend für das Wachstum des Rasens.
Das klingt nach ordentlich Planungs-Aufwand. Wie intensiv sollte die Rasenpflege tatsächlich sein?
Wie die Wiese ist auch der Rasen ein Lebewesen – das muss man pflegen. Unkraut vermehrt sich schneller als Rasen, weil es weniger Nährstoffe braucht. Daher ist regelmäßiges Düngen entscheidend, um dem Unkraut Paroli bieten zu können. Ein gut gepflegter Rasen, der regelmäßig gedüngt wird, kann sich gegen das Unkraut behaupten und in seiner vollen Pracht erstrahlen.
Was heißt regelmäßig?
Dreimal im Jahr – das ist die goldene Regel. Doch wahre Rasen-Enthusiasten, die keine Kompromisse eingehen, düngen sogar viermal, jeweils im Abstand von zwei Monaten. Die Düngesaison startet, wenn die Gräser zum Leben erwachen, etwa Mitte April bis Anfang Mai.
Welche Dünger empfehlen Sie?
Für einen perfekten Rasen empfehle ich hochwertige Granulatdünger, die auch in unserem Online-Shop erhältlich sind. Setzen Sie auf Langzeitdünger, die den Stickstoff langsam freisetzen und so ein gleichmäßiges Wachstum fördern. Ein guter Dünger enthält eine ausgewogene Mischung aus Stickstoff, Phosphor und Kalium. Da jeder Rasen individuell ist, lohnt sich die Beratung durch einen Fachmann. Wichtig ist, den Dünger einzuregnen bzw. zu düngen, wenn Regen vorhergesagt ist oder den Rasen nach dem Düngen zu bewässern, falls Sie ein Bewässerungssystem haben.
Wie wichtig sind das Rasen Vertikutieren und Belüften? In welchen Intervallen sollten diese Rasenpflege Maßnahmen durchgeführt werden?
Das Rasen Vertikutieren ist unverzichtbar – einmal jährlich, entweder im Frühjahr oder im September wird der Rasen dabei mit einer Tiefe von 2-4 Millimetern vertikal geschnitten, um abgestorbene Gräser und Rasenfilz zu entfernen. Zusätzlich sollte der Rasen ebenfalls einmal im Jahr aerifiziert, also belüftet werden, idealerweise im Frühjahr oder Herbst. Diese Maßnahmen lockern den Boden, verbessern die Durchlüftung und helfen den Mikroorganismen ihre Arbeit zu tun, wodurch der Rasen gesund bleibt und bestens für den Winter gerüstet ist.
Man spricht auch gern vom „Sanden“ des Rasens. Was bedeutet das?
Das Rasen „Sanden“ ist ein Geheimtipp für einen perfekten Boden. Sand ist ein gängiger Zusatzstoff, der die Porengröße im Boden erhöht und dadurch die Wasser- und Luftzirkulation an den Wurzeln verbessert. Golfgrüns bestehen oft zu über 90 Prozent aus Sand. Je nach ausgewähltem Sand kann er zusätzlich den pH-Wert, die Wasserspeicherfähigkeit und die Kationenaustauschkapazität des Bodens beeinflussen. Diese Kationenaustauschkapazität bestimmt, wie gut Nährstoffe im Boden gespeichert und für die Wurzeln freigesetzt werden können. So wird der Rasen optimal versorgt und kann prächtig gedeihen.
Wie sieht es in puncto Rasenmähen aus?
Beim Rasenmähen gilt: Nie mehr als ein Drittel der Pflanze abschneiden – alles darüber hinaus bedeutet Stress für den Rasen. Regelmäßigkeit ist der Schlüssel zum Erfolg: Lassen Sie den Rasen nicht auf 8 oder 10 Zentimeter anwachsen, um ihn dann radikal zu kürzen. Wichtig ist auch, die Messer des Mähers – ob Roboter oder Spindelmäher – alle vier bis sechs Wochen zu schärfen oder auszutauschen. Unscharfe Messer reißen das Gras eher, anstatt es sauber zu schneiden, was wie eine Verletzung wirkt und zu hoher Wasserverdunstung und Stress führt.
Können Sie die Vor- und Nachteile von natürlichen Rasenteppichen im Vergleich zu traditionellem Saatgut erläutern? Für welche Situationen empfehlen Sie welche Methode?
Natürliche Rasenteppiche oder Rollrasen bieten den Vorteil eines sofortigen Ergebnisses und sind weniger anfällig für Unkraut in der Anfangsphase. Saatgut ist hingegen kostengünstiger und bietet langfristig eine größere Vielfalt an Gräsern. Rasenteppiche eignen sich gut für kleinere Flächen oder wenn ein schnelles Ergebnis gewünscht ist. Während Saatgut für größere Flächen und bei geringerem Budget vorzuziehen ist. Die folgende Pflege von gesätem Rasen ist deutlich einfacher und weniger intensiv.
Zusammenfassend kann man also sagen: Ein schöner Rasen ist möglich, braucht aber viel Pflege und noch mehr Zeit? Aber de facto könnte jeder einen „Englischen Rasen“ daheim haben?
Ja, wobei das mit dem „englischen Rasen“ ein Mythos ist, ähnlich wie die Vorstellung, dass jeder Österreicher Ski fahren kann. Nicht jeder Brite hat automatisch einen perfekten Rasen. Aber in England hat man natürlich den klimatischen Vorteil. Noch.
Alle Fotos: rasendoktor.at
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