Überall Schuhe, Spielzeug und Dinge, die eigentlich kein Mensch braucht … Chaos kann Stress verursachen und verleitet viel eher zu Prokrastination – das ist auch wissenschaftlich erwiesen. Ordnungscoach Claudia Melbinger zeigt einfache Strategien und erklärt, wie Sie mit praktischen Routinen in Ihrem Zuhause – nachhaltig – Ordnung schaffen können.
Es fängt mit der Erkenntnis an, dass wir vieles von dem, was wir besitzen, nicht brauchen – und auch selten bis gar nicht verwenden. „Die Ursache für Unordnung in unseren Haushalten ist heutzutage oft der Überfluss, in dem wir leben“, sagt Ordnungsexpertin Claudia Melbinger. Sie gibt wertvolle Tipps, wie Sie zuhause am effektivsten ausmisten und aufräumen.
Was macht ein ordentliches Zuhause mit unserem Wohlbefinden?
Wenn wir nach einem langen Arbeitstag nach Hause kommen und schon im Vorzimmer über einen Haufen Schuhe stolpern oder morgens aufstehen und den Tag in einer chaotischen Küche beginne – das stresst und wir können schlechter abschalten. Umgekehrt hilft uns eine ordentliche Umgebung, ruhiger und entspannter zu sein. Eine gut organisierte Umgebung spart außerdem Zeit, weil wir uns das Suchen und Kramen nach Gegenständen ersparen und mitunter auch Geld, weil wir lernen, zu hinterfragen, ob eine Neuanschaffung wirklich unbedingt nötig ist. Das geht jedoch nur, wenn wir einen Überblick über unsere Besitztümer haben und auch wissen, wo wir sie finden.
Wie schaffe ich am besten Ordnung im Haus oder in der Wohnung?
Der allererste Schritt ist immer das Aussortieren. Die Ursache für Unordnung in unseren Haushalten ist heutzutage oft der Überfluss, in dem wir leben. Dauerhafte Ordnung gelingt nur, wenn wir unseren Besitz auf das reduzieren, was wir a) wirklich brauchen oder b) uns ehrlich Freude bereitet. Je nach Typ kann es Sinn machen, dort zu beginnen, wo das Chaos und der Leidensdruck am größten ist, das kann zum Beispiel der Kleiderschrank sein, aber auch der Keller oder Dachboden. Wenn man diesen Brocken geschafft hat, werden einem die folgenden Projekte viel leichter fallen. Man kann aber auch mit dem Bereich beginnen, der einem am leichtesten von der Hand geht. Das kann auch ein Teilbereich sein, also z.B. nur ein Fach oder eine Schublade innerhalb des Kleiderschrankes. Kleine, schnelle Erfolge motivieren ebenfalls zum Weitermachen.
Wie kann ich lernen, mich leichter von unnötigem Besitz zu trennen?
In der Regel können wir Menschen nicht loslassen, weil wir entweder in der Vergangenheit festhängen („Das Kleid habe ich damals bei meiner Verlobung getragen.“) oder gedanklich schon in der Zukunft sind („Das Waffeleisen könnte ich vielleicht irgendwann noch einmal gebrauchen.“) So oder so blockieren uns diese Gedanken im Jetzt und machen das Loslassen für uns so schwer. Wenn wir an der Vergangenheit festhalten, kann es sinnvoll sein, sich vor Augen zu führen, dass der Gegenstand (in meinem Beispiel das Kleid) nicht untrennbar mit dem Ereignis verbunden ist und die Erinnerung bleibt, auch wenn wir uns von dem Kleid trennen. Wenn wir uns nicht trennen können, weil wir etwas in Zukunft vielleicht noch einmal brauchen könnten, dann kann es helfen, zu überlegen, was im allerschlimmsten Fall passieren könnte, wenn wir den Gegenstand weggeben und doch noch mal brauchen könnten. Meist können wir uns Gegenstand auch ausborgen oder Second Hand erwerben. Wer sich aufs Loslassen einlässt, merkt schnell, dass es ziemlich befreiend sein kann, sich von Dingen zu trennen.
Welche Räume sind für die meisten die größte Herausforderung?
Unsere Abstellkammern, Keller und Dachböden sind die Räume aufgeschobener Entscheidungen. Das meiste in diesen Räumen landet dort, weil wir uns nicht entscheiden können, was mit den Dingen passieren soll oder wir uns nicht von ihnen trennen können.
Wie kann man lernen, dauerhaft und nachhaltig Ordnung zu schaffen?
Schritt eins ist das Reduzieren. Schritt zwei ist das Schaffen von festen Plätzen. Jeder Gegenstand erhält einen festen Platz. Die zugewiesenen Plätze kann man zusätzlich beschriften – das unterstützt uns dabei, tatsächlich nur diese Gegenstände dort hinzulegen. Außerdem können kleine Routinen dabei helfen, die Ordnung tatsächlich aufrecht zu erhalten. Das könnte etwa die „Ein-Minuten-Regel“ oder die „Keine-Leere-Hände-Regel“ sein. Bei ersterer geht es darum, alles, was in unter einer Minute zurück an seinen vorgesehen Platz gebracht werden kann, sofort erledigt werden sollte. Die zweite Regel besagt, dass man zuhause keinen Gang mit leeren Händen absolviert. Nochmal schnell ins Bad, um den Lippenstift nachzuziehen? Nimm die Haarbürste und das Parfum gleich mit, die noch im Vorzimmer herumliegen …
Was ist Ihr ultimativer Tipp, um Ordnung daheim zu schaffen?
Finden Sie Ihr Wieso, also den Grund, warum Sie sich ein ordentlicheres zu Hause wünschen. Ist es, damit Sie wieder spontanen Besuch empfangen können – und der am Weg zum Sofa keinen Parcours absolvieren muss? Weil Sie sich wünschen, nach einem langen Arbeitstag in eine aufgeräumte Wohnung zu kommen? Visualisieren Sie den Wunsch: Wie sieht Ihre Wohnung dann aus? Wie fühlen Sie sich dabei? Bei jedem Down versetzen Sie sich in dieses Gefühl. Es wird Ihnen den Antrieb zum Weitermachen geben.
Mit welchen Tricks und Tools arbeiten Sie, um Ordnung zu schaffen?
Ich liebe den Einsatz von Organizern wie zum Beispiel Boxen, Trennern oder Drehtellern. So können vorhandener Stauraum optimal genutzt und auch schlecht erreichbare Fächer gut sortiert werden.
Wie ordentlich ist Ihr Zuhause? Und in welchem Ihrer Räume gibt es Luft nach oben?
Das variiert stark. Je nachdem, ob die Kinder gerade zu Hause sind oder nicht 😉 Aber auch bei uns ist es definitiv nicht immer ordentlich. Gerade mit Kindern muss man realistische Ansprüche stellen. Ein gut organisiertes zu Hause hilft uns aber definitiv dabei, die Grundordnung rasch wieder herzustellen. Ein Makeover könnte derzeit definitiv unser Keller benötigen. Da ist einiges durcheinandergeraten. Das hebe ich mir aber für die heiße Jahreszeit auf, in der ich die kühlen Temperaturen unter der Erde genießen werde.
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